# taz.de -- Umweltschutz: Das Klimaschutzgesetz ist nur geparkt | |
> Die Senatsverwaltung glaubt fest an ein neues Klimaschutzgesetz - nach | |
> der Wahl. Nötig wäre es, denn das Land hat Nachholbedarf in Sachen | |
> CO2-Reduzierung. Zum Beispiel bei erneuerbaren Energien. | |
Das Klimaschutzgesetz ist tot - es lebe das Klimaschutzgesetz. So scheint | |
es zumindest die Umweltverwaltung zu sehen. Gut ein halbes Jahr nach dem | |
Scheitern des Projekts denkt sie schon wieder an einen neuen Versuch. "Ich | |
bin sicher, es gibt in der neuen Legislaturperiode einen neuen Anlauf", | |
sagte Lothar Stock, Referatsleister Klimaschutz in der | |
Senatsumweltverwaltung, bei einer Tagung am Dienstag. | |
Ursprünglich sollte das Abgeordnetenhaus noch in der laufenden | |
Legislaturperiode ein Klimaschutzgesetz verabschieden. Doch nach mehreren | |
teils umstrittenen Entwürfen hatte Umweltsenatorin Katrin Lompscher | |
(Linkspartei) Ende November erklärt, dass sie vor der Abgeordnetenhauswahl | |
keinen Entwurf mehr einbringen werde. Der Grund: Es sei zu befürchten, dass | |
höhere Kosten auf die Mieter zukämen. Das Problem wolle man nicht | |
verschärfen. | |
Lompscher nannte auf der Tagung auch mangelnden Dialog als Ursache: "Wir | |
haben mit dem gescheiterten Klimaschutzgesetz wichtige Erfahrungen gemacht, | |
welche Bedeutung Kommunikation hat." Das wollte Reiner Wild, | |
Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, so nicht stehen lassen: "Es hat | |
sich ein breiter Diskurs entwickelt, aber das Gesetz wurde dem Wahlkampf | |
geopfert." Wild ist der Ansicht, dass sich die Verwaltungen untereinander | |
nicht einigen konnten: "Im Moment haben wir eine zu starke Zersplitterung | |
bei den Senatsverwaltungen für Umwelt und Stadtentwicklung. Und es ist | |
unklar, wo Berlin eigentlich hinwill." | |
Zumindest ist klar, wo Berlin bis 2020 hinwill: 40 Prozent weniger CO2 als | |
1990 soll die Stadt dann verursachen, so steht es im Energiekonzept. 85 | |
Prozent weniger CO2 bis zum Jahr 2050 - dieses Ziel hätte im | |
Klimaschutzgesetz stehen können. Doch das sei nicht genug, sagte Stefan | |
Thomas vom Wuppertal Institut für Klima. "Bis 2050 wären 95 Prozent weniger | |
notwendig." Daher müsse die Energieversorgung dann weitgehend ohne Kohle | |
funktionieren. | |
Genau da hat Berlin aber Nachholbedarf: Derzeit liegt der Anteil | |
erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung gerade einmal bei 5 Prozent - | |
über die Hälfte stammt aus Kohle. Nachholbedarf gibt es laut Thomas auch | |
bei der energetischen Sanierung: Man dürfe die gewerblich genutzten Gebäude | |
nicht aus dem Blick verlieren. | |
Die Anregungen der Tagung sollen nun in die Entwicklung des neuen | |
Landesenergieprogramms einfließen. Laut Senatorin Lompscher werden derzeit | |
unter anderem die Möglichkeiten für Kleinwindanlagen und Biomasse | |
ausgelotet. | |
Jürgen Claus, Referatsleiter im brandenburgischen Umweltministerium, warnte | |
jedoch davor, "zu theoretisch" an den Klimaschutz heranzugehen. Seine | |
Erfahrung in der Verwaltung sei nicht, dass es zu wenig Informationen gebe, | |
sondern dass es an Menschen fehle, die diese Informationen sinnvoll | |
auswerten könnten. Zusätzliche Studien seien nicht unbedingt sinnvoll. "Es | |
gibt eine Reihe von Dingen, da muss man einfach mal machen." | |
Kleinwindanlagen, Erdwärme und Solarthermie könne man in Berlin viel mehr | |
nutzen, als es derzeit der Fall sei. | |
29 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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