# taz.de -- Kommentar Schriftreform: Das Ziel ist wichtig | |
> Das Ziel ist wichtig, nicht die Tradition. Auch lateinische | |
> Schreibschrift gibt es in der Schule erst seit dem Nationalsozialismus. | |
Bild: Als ob Schreiben nicht schon schwierig genug wäre. | |
Hut ab vor diesem harmoniebedürftigen Senator. In der Frage der | |
Grundschrift scheint er sich nicht dem Mainstream zu beugen. Dabei kann man | |
die Leidenschaft dieser Debatte gut verstehen. Jeder hat mal schreiben | |
gelernt und aus eigenen Anschauungen eine Meinung dazu. | |
Das heißt, nicht wirklich jeder. Es gibt viele, die nach der Schule kaum | |
lesen können und auch die Nutzung der Schrift möglichst vermeiden. Und es | |
gibt die Lehrer, die sich täglich darum mühen, diesen Lernprozess zu | |
verbessern. | |
Hier wird den Schulen nun eine weitere Möglichkeit an die Hand gegeben. | |
Wichtig ist, dass Kinder lernen mit Hilfe von Schrift zu kommunizieren. Und | |
das tun Schüler dank Internet und Facebook sogar intensiver als je zuvor. | |
Das Ziel ist wichtig, nicht die Tradition. Auch lateinische Schreibschrift | |
gibt es in der Schule erst seit dem Nationalsozialismus. Und komplizierte | |
Schnörkel an Buchstaben haben sich erst nach Einführung der Buchdruckkunst | |
vermehrt, weil die Schreiber nicht überflüssig werden wollten. | |
Nicht zu vernachlässigen ist der sinnliche Umgang mit Stift und Papier. | |
Aber das ist kein Widerspruch zur neuen Schrift. Sie soll ja gerade | |
verhindern, dass Kinder den Mut und die Lust verlieren - durch komplizierte | |
Schriftübungen, die sie später ohnehin nie wieder brauchen. | |
30 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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erst mal so". |