# taz.de -- Kommentar zu Strauss-Kahn: Wer ist das Opfer? | |
> Es gibt Zweifel an der Version des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers. | |
> Das eröffnet ganz neue Interpretationen des Falls Strauss-Kahn. | |
Der Fall des angeblich erzwungenen Oralsex des Ex-IWF-Chefs Strauss-Kahn | |
mit einer jungen Hotelangestellten nimmt eine dramatische Wendung: Das | |
Klischee der hart arbeitenden und unbescholtenen Alleinerziehenden hat | |
Risse bekommen. Derzeit steht die Frau mit Herkunft aus Guinea in | |
Westafrika eher als kriminelle Migrantin da denn als Opfer einer | |
Vergewaltigung; und es stellt sich die spannende Frage, welche Folgen das | |
hat. | |
Die Frau hat Medienberichten zufolge die Behörden über ihre Vorgeschichte | |
belogen und nach dem Vorfall im Hotelzimmer mit einem Freund darüber am | |
Telefon gesprochen, inwieweit sich aus dem Geschehen Geld schlagen ließe. | |
Bis Redaktionsschluss am Freitagspätnachmittag gab es aber noch keine | |
Informationen, aus denen sich schließen ließe, dass die Frau auch gelogen | |
hat über den konkreten Vorfall - den angeblich erzwungenen Sex im | |
Hotelzimmer des ehemaligen IWF-Chefs. Auf der Kleidung der Angestellten | |
wurden Spermaspuren von Strauss-Kahn gefunden. Der 62-Jährige erklärt diese | |
mit "einvernehmlichem Sex" - und hat damit ein mindestens so großes | |
Glaubwürdigkeitsproblem wie das mutmaßliche Opfer. | |
Prozesse in den USA sind auch Schlachten um Images von Tätern und Opfern. | |
Doch das Gericht sollte sich strikt an den Vorgang selbst halten. Falls am | |
Ende der Vorwurf des erzwungenen Sex wegen der Ungereimtheiten rund um die | |
Person des Opfers heruntergestuft werden sollte auf ein minderschweres | |
Vergehen und Strauss-Kahn nur mit einer Geldstrafe belegt würde - dann wäre | |
das eine schlechte Lösung. | |
Sex ist entweder erzwungen oder einvernehmlich. Es gibt kein Dazwischen. | |
Egal, wer daran beteiligt ist. | |
1 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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