Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Forschungsreaktor: Ein Dorf namens Berlin
> Der Forschungsreaktor in Wannsee ist ein Anachronismus. Es gibt genug
> gute Gründe, um die Anlage abzuschalten.
Bild: Meiler in klein: Modell des Forschungsreaktors Wannsee.
Wir befinden uns im Jahr 2022. Das letzte Atomkraftwerk ist eben vom Netz
gegangen, die Bundesrepublik ist frei von in Betrieb befindlichen
Reaktoren. Die ganze Bundesrepublik? Nein, in ein paar kleinen Dörfern
laufen weiterhin Forschungsreaktoren. Und eines dieser Dörfer ist Berlin.
Spätestens bei diesem Bild wird klar: Der Forschungsreaktor in Wannsee ist
ein Anachronismus. Gebaut zu Zeiten der Teilung, als Westberlin ein Stück
vom Forschungskuchen abhaben wollte. Und was sollte man machen? Viel Platz
war ja nicht. Also ab nach Wannsee mit dem Ding.
Natürlich ist ein Forschungsreaktor leistungsmäßig nicht mit einem
Atomkraftwerk zu vergleichen. Weniger Megawatt, kein Druck, weniger
radioaktives Material. Und alles ist ja für einen guten Zweck, die
Forschung. Doch ganz so einfach darf man es sich nicht machen. Es geht
nicht nur darum, dass die Anlage am Rande eines so dicht bevölkerten
Gebiets wie Berlin eher weniger schlau platziert ist. Man evakuiere die
Bevölkerung im Ernstfall mal eben nach - ja genau, wohin? Es geht auch um
grundsätzliche Fragen: etwa die nach Alternativen in der Forschung, die
ohne radioaktives Material auskommen. Gibt es sie, und wenn ja, arbeitet
man daran, oder geht man weiterhin den Weg, den man die ganze Zeit gegangen
ist? Und natürlich um die Frage nach dem Verbleib des radioaktiven Mülls,
der auch bei Forschungsreaktoren anfällt.
Wir könnten jetzt noch über Flugzeugabstürze und Terrorangriffe
diskutieren. Doch eigentlich sollten es auch so genug Gründe zum Abschalten
sein.
1 Jul 2011
## AUTOREN
Svenja Bergt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Anti-Atom-Demo in Berlin: Wendland in Wannsee
Am Samstag wollen Kernkraftgegner gegen den Helmholtz-Forschungsreaktor
Wannsee demonstrieren. Das hat's seit Jahrzehnten nicht gegeben.
Nuklearforschung in Berlin: Der Atomreaktor mit dem porösen Dach
Seit 53 Jahren steht am Rande Berlins ein Forschungsreaktor. Proteste
dagegen gab es lange nicht mehr. Erst mit der Diskussion über die
Flugrouten ist der Reaktor wieder ins Bewusstsein gerückt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.