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# taz.de -- Kohle- und Gaskraftwerke: RWE und Gazprom künftig Partner
> Der deutsche Atomausstieg macht's möglich: Der russische Gaskonzern
> Gazprom sieht gute Chancen für den Bau neuer Gaskraftwerke in Deutschland
> - und tut sich mit RWE zusammen.
Bild: Gazprom drängt auf den deutschen Markt.
ESSEN dapd | Deutschlands größter Stromproduzent RWE und der russische
Gaskonzern Gazprom wollen zusammen Kraftwerke in Deutschland und den
Nachbarländern bauen und betreiben. Gazprom-Chef Alexey Miller und der
RWE-Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann unterzeichneten am Donnerstag in
Rom eine Absichtserklärung über eine strategische Partnerschaft bei Kohle-
und Gaskraftwerken.
In den kommenden drei Monaten soll nun darüber verhandelt werden, wie
bestehende oder neu zu errichtende Anlagen in Deutschland, Großbritannien
und den Benelux-Ländern in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden
könnten, teilte RWE mit. Für diese Zeit sei RWE der exklusive
Gesprächspartner der Russen.
RWE hat damit vorläufig die Nase vorn im Ringen um die Gunst des weltweit
größten Gasproduzenten. Gazprom-Chef Miller hatte in den vergangenen Wochen
mit den Chefs fast aller großen europäischen Energiekonzerne verhandelt,
darunter auch mit den Chefs von E.ON, Johannes Teyssen, und des
französischen Energieriesen GDF Suez, Gerard Mestrallet.
## Hohe Preise als Druckmittel
Der Hintergrund: Gazprom will sich nicht länger auf die Rolle des
Gaslieferanten beschränken, sondern sucht nach Möglichkeiten weitere
Schritte der Wertschöpfungskette zu besetzen - etwa durch eigene Kraftwerke
in Westeuropa. Miller sagte am Donnerstag: "Angesichts der jüngsten
Entscheidung der Deutschen Regierung zum Ausstieg aus der Kernenergie sehen
wir gute Chancen für den Bau neuer, moderner Gaskraftwerke in Deutschland."
Zur Durchsetzung seines Wunsches hat Gazprom ein wirksames Druckmittel in
der Hand. Denn die beiden größten deutschen Energieversorger E.ON und RWE
stöhnen zurzeit unter den hohen Preisen, die in den langfristigen
Gaslieferverträgen mit Russland vereinbart sind. Bislang verweigern die
Russen hier Zugeständnisse.
Erklärtes Ziel von RWE ist es, die Verhandlungen über eine Zusammenarbeit
beim Kraftwerkspark und die Gespräche über russische Preiszugeständnisse
beim Erdgas zusammenzuführen, um so doch noch zu einer Lösung zu kommen.
## Bedenken beim Kartellamt
Doch auch aus einem anderen Grund könnte die Zusammenarbeit mit Gazprom für
RWE attraktiv sein. Denn angesichts der aktuellen Gas- und Strompreise
rechnen sich für den deutschen Stromriesen nach eigenen Angaben
Kraftwerksneubauten trotz der drohenden Stromengpässe zurzeit nicht. Das
würde sich schlagartig ändern, wenn Gazprom die Gemeinschaftskraftwerke zu
Sonderkonditionen beliefern würde.
Beim Bundeskartellamt stieß die Ankündigung allerdings auf Bedenken.
Kartellamtspräsident Andreas Mundt erklärte auf Anfrage: "Eine Verbindung
zwischen Gazprom und RWE müsste man sich unter kartellrechtlichen
Gesichtspunkten sehr genau ansehen."
Wenn ein großer Produzent wie Gazprom mit einem großen Händler wie RWE
zusammengehe, sei dies nicht unproblematisch für den Wettbewerb, hieß es
bei der Wettbewerbsbehörde - zumal Gazprom in Deutschland bereits zusammen
mit BASF den Gasversorger Wingas betreibe.
14 Jul 2011
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