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# taz.de -- Stresstest der Banken: Wenig Aufregung
> Das Worst-Case-Szenario der Europäischen Bankenaufsicht ist nur für acht
> Banken zu viel - und die können sich mit mehr Eigenkapital wappnen. Wie
> krisenfest ist das?
Bild: Alles wieder in Butter bei den Großbanken? Die EBA scheint überzeugt zu…
BERLIN taz | Die europäischen Banken sind schon ziemlich gut gegen weitere
Krisen gewappnet, und mit ein bisschen Nachbessern dürfte eigentlich nichts
mehr passieren. So lautet die Botschaft des zweiten Banken-Stresstests der
neuen Europäische Bankenaufsicht EBA. Die "große Mehrheit der europäischen
Banken ist jetzt viel stärker und besser in der Lage, Schocks
standzuhalten", hieß es in einem Statement der EU-Kommission. Von einem
"positiven Signal" sprach Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).
In ganz Europa sind nur 8 von 90 getesteten Banken durchgefallen: zwei aus
Griechenland, fünf aus Spanien - vor allem durch die Immobilienkrise
gebeutelte Sparkassen - und die Österreichische Volksbanken AG. 16 weitere
Banken haben das Klassenziel nur knapp erreicht, darunter auch die
deutschen Landesbanken NordLB und HSH Nordbank. Die Landesbank
Hessen-Thüringen war zuvor unter Protest gegen die Kriterien ausgestiegen.
Durchgefallen sind Banken, die bei einem simulierten schweren
Konjunktureinbruch nicht mehr genügend Eigenkapital als Risikopuffer
hätten. Im Worst-Case-Szenario würden die Wirtschaft in den Euroländern in
diesem Jahr um 0,5 Prozent und im nächsten um 0,2 Prozent schrumpfen, die
Arbeitslosenrate auf 10,3 Prozent steigen, die Aktienkurse sollten um 15
Prozent einbrechen und die Immobilienmärkte weiter schwächeln. Auch unter
diesen Bedingungen muss die Eigenkapitalquote, das Verhältnis von
Eigenkapital der Banken zu ausstehenden Krediten oder Wertpapieren, über 5
Prozent bleiben.
Nicht getestet wurde der Fall, dass Griechenland pleitegeht. Immerhin
mussten die teilnehmenden Banken offenlegen, welche Staatsanleihen und
sonstigen Forderungen sie aus den EU-Staaten, den USA und Japan in ihren
Büchern stehen haben. Daraus lassen sich Schlussfolgerungen ziehen, wie
groß die Risiken für die einzelnen Banken sind.
## Keine beängstigenden Summen
Die EU forderte die Sitzenbleiber auf, "dass sie alles tun, um ihre
Kapitalstruktur zu stärken", so der EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier
und der Währungskommissar Olli Rehn in einer gemeinsamen Erklärung. Die
acht Banken müssen sich jetzt bis Jahresende neues Kapital in Höhe von
zusammen 2,5 Milliarden Euro beschaffen, etwa indem sie neue Aktien
ausgeben, auf Gewinnausschüttungen verzichten oder Unternehmensteile
verkaufen. Das ist keine beängstigende Summe angesichts der Beträge, die
Banken normalerweise jonglieren.
Der erste Banken-Stresstest im vergangenen Jahr, bei dem sieben Banken
durchgefallen waren, war zu Recht als viel zu lasch abgetan worden. Die
Banken in Irland etwa bestanden - und mussten kurz danach doch vom irischen
Staat gerettet werden. Auch diesmal bezeichneten viele Analysten die
Annahmen als eher großzügig. "Man will einfach nicht zugeben, dass
Griechenland vor einer Pleite steht", bemängelte der Finanzwissenschaftler
Wolfgang Gerke.
Ein Kommentator der Financial Times unkte, dass man womöglich bewusst nur
kleinere, zumeist nicht mal an der Börse notierte Banken durchfallen ließ,
um dem Markt zu signalisieren, der Test sei streng genug gewesen, aber auch
keine Unruhe an den Börsen entstehen zu lassen.
## Risikorücklagen seien nicht beachtet worden
Die Sitzenbleiber wiederum fanden den Test daneben, weil bestimmte
Risikorücklagen nicht mitgezählt worden seien. Einige Kritiker fragten
sich, ob mit den gewählten Kriterien speziell Sparkassen, Volks- und
Landesbanken unter Druck gesetzt werden sollten, sich neu zu strukturieren.
Und der Chef der deutschen Finanzmarktaufsicht Bafin, Jochen Sanio, warf
seinen EBA-Kollegen sogar vor, "ohne jede gesetzliche Zuständigkeit,
geschweige denn Legitimation" neue Eigenkapitalregeln entworfen zu haben.
Aller Kritik zum Trotz könnte der neue Test schon positive Auswirkungen
gehabt haben. Denn zahlreiche Banken haben laut EBA aus Angst vor dem
Sitzenbleiben schon im Vorfeld neues Eigenkapital aufgenommen und stehen
deshalb solider da als noch zu Jahresbeginn. Ohne das wären der Behörde
zufolge 20 Banken am Test gescheitert.
Sollte es den auffällig gewordenen Banken nun nicht gelingen, ausreichend
neues Kapital zu besorgen, sicherten die Eurofinanzminister ihnen schon mal
ihre Hilfe zu. Am Donnerstag wollen sie zudem erneut zusammentreten, um
eine Lösung für die Probleme zu finden, die die eigentliche Ursache der
Sorgen um die Stabilität der Banken sind: die Überschuldung der
Krisenstaaten.
17 Jul 2011
## AUTOREN
Nicola Liebert
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