# taz.de -- Kommentar über Niedersachsens Abschiebepolitik: Unstrittige Tragik | |
> Niedersachsen verfolgt sein Ziel, unwillkommene Ausländer in ihre Heimat | |
> zurückzuverfrachten, mit bundesweit selten gesehenem Eifer. | |
Bild: Kennt bei Abschiebungen keine Milde: Niedersachsens Innenminister Uwe Sch… | |
Es steht Aussage gegen Aussage. Und der einzige, der noch etwas darüber | |
sagen könnte, wie sich die Ausländerbehörde wirklich gegenüber Shambhu Lama | |
verhalten hat, ist er selbst. Doch er ist tot. | |
Auch ohne dass die genauen Umstände seiner letzten Tage erhellt werden | |
können, ist das Tragische an dem Fall unstrittig: Niedersachsen wollte Lama | |
aus Deutschland entfernen. Obwohl er hier seit 15 Jahren lebte. Obwohl sein | |
deutsches Kind einen Anspruch darauf hatte, mit dem Vater groß zu werden. | |
Niedersachsen verfolgt sein Ziel, unwillkommene Ausländer in ihre Heimat | |
zurückzuverfrachten, mit bundesweit selten gesehenem Eifer. Und | |
unwillkommen sind der Landsregierung viele. Dramen wie das Ende von Shambhu | |
Lama werden dabei billigend in Kauf genommen. | |
Der Fall hätte Gelegenheit gegeben zu einer Kurskorrektur. Das wäre keine | |
revolutionäre Tat, es wäre nichts weiter als rational und menschlich. Doch | |
nur wenige Wochen nach dem Suizid Lamas schrieb Schünemann seinen | |
Ausländerbehörden einen Brief. Darin mahnte er, auch bei den | |
abzuschiebenden Roma keine Milde einreißen zu lassen: "Ein Ermessen ist vom | |
Gesetzgeber nicht eröffnet worden." | |
Es war der Versuch einer üblen Täuschung. Niemand sonst ist für seine | |
eigene Abschiebepolitik verantwortlich. Niedersachsen hat | |
Ermessensspielraum. Es nutzt ihn jedoch nur zu einem Zweck: abzuschieben, | |
so oft es geht. | |
22 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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