# taz.de -- Rückgang der Solidarpaktmittel: Ostdeutsche müssen kräftig sparen | |
> Die Haushalte der neuen Bundesländer werden schrumpfen, etwa um ein | |
> Viertel. Das geht vor allem zu Lasten der Kommunen. Kitas könnten teurer | |
> werden. | |
Bild: Den Ländern fehlt das Geld - es drohen höhere Kita-Gebühren. | |
DRESDEN taz | Die Haushalte der ostdeutschen Länder stehen vor dramatischen | |
Einschnitten. Der planmäßige Rückgang der Solidarpaktmittel, sinkende | |
Einnahmen aus dem Länderfinanzausgleich wegen des Bevölkerungsrückgangs und | |
die Herabstufung der EU-Förderung lassen bis 2019 ein Schrumpfen der | |
Landesetats um etwa ein Viertel erwarten. Kurz vor der Sommerpause haben | |
die CDU/SPD-Regierungen von Sachsen-Anhalt und Thüringen noch Eckwerte für | |
drastische Haushaltskürzungen ab 2012 vereinbart. | |
Im laufenden Doppelhaushalt 2010/11 hatte sich Sachsen-Anhalt noch mit 737 | |
Millionen Euro neu verschuldet, bevor Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) | |
plötzlich als Prediger für einen ausgeglichenen Haushalt auftrat. Die | |
Landesschulden belaufen sich inzwischen auf rund 20 Milliarden Euro. Auch | |
das ebenfalls hoch verschuldete Thüringen hatte im Vorjahr im zähen Ringen | |
zwischen den CDU- und SPD-Koalitionspartnern noch rund eine halbe Milliarde | |
neue Kredite aufgenommen. Finanzminister Wolfgang Voß (CDU) fährt aber nun | |
auch in Erfurt die rigorose Strategie der Vermeidung neuer Schulden. | |
Wie, das machte das schwarz-gelb regierte Sachsen bereits im letzten Herbst | |
vor und nahm unter heftigen Protesten einen Ausgabenschnitt von bis zu 8 | |
Prozent vor. In dieser Größenordnung soll es nun auch die beiden | |
mitteldeutschen Nachbarländer treffen, eine in der Geschichte der | |
Bundesrepublik noch nicht da gewesene Reduzierung von Landeshaushalten. | |
## Jede sechste Stelle streichen | |
Mit Einsparungen von fast 490 Millionen Euro will Thüringen sein | |
Haushaltvolumen auf unter 9 Milliarden Euro und damit etwa auf den Stand | |
von 2003 senken. Dafür sollen keine neuen Schulden mehr aufgenommen und | |
soll mit einem symbolischen Betrag von 1,5 Millionen sogar in die | |
Schuldentilgung eingestiegen werden. Die Ausgaben können wie in allen | |
ostdeutschen Ländern nur etwa zur Hälfte durch Steuern gedeckt werden. Um | |
die tariflich vereinbarten höheren Personalausgaben auszugleichen, will | |
Thüringen jede sechste der derzeit 52.000 Stellen im öffentlichen Dienst | |
streichen. | |
Wie schon in Sachsen müssen vor allem die Kommunen einen erheblichen Teil | |
der Sparlast tragen. Auch Eltern müssen mit höheren Betreuungsbeiträgen in | |
Schule und Kita rechnen. Kultusminister Christoph Matschie (SPD) kann sich | |
jedoch über einen etwas höheren Bildungsetat freuen, während seine | |
Parteifreunde in den Ressorts für Wirtschaft und Justiz dem | |
Haushaltsentwurf zunächst Widerstand entgegensetzten. | |
Wie in Thüringen hatte auch in Sachsen-Anhalt der Rechnungshof einen | |
härteren Sparkurs angemahnt. Präsident Ralf Seibicke hielt sogar eine | |
Privatisierung der Universitätskliniken zur Haushaltsanierung für möglich. | |
In der Haushaltsstruktur gibt es viele Parallelen zu den Nachbarländern. | |
Das Land will ab 2013 sogar einen Vorsorgefonds für Pensionen und als | |
Steuerschwankungsreserve einrichten. Wie etwa der in der | |
CDU-SPD-Koalitionsvereinbarung beschlossene Anspruch auf | |
Kinderganztagsbetreuung finanziert werden soll, bleibt unklar. Die | |
Einhaltung der Schuldenbremse wird vom Bund belohnt. So erhält | |
Sachsen-Anhalt dafür jährlich 80 Millionen Euro Prämie. | |
25 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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