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# taz.de -- Migranten in Südafrika: Harte Zeiten für Flüchtlinge
> Mit dem Ablauf einer Frist zur Legalisierung illegal eingereister
> Simbabwer droht Zehntausenden die gewaltsame Deportation in ihre Heimat.
> Betroffene fürchten Polizeiwillkür
Bild: Ein Simbabwer wartet vor dem Aufnahmezentrum in Kapstadt. Vielen seiner L…
JOHANNESBURG taz | Die Deadline naht, und die Angst geht um. An diesem
Wochenende endet eine Frist, die Südafrikas Regierung den illegal
eingereisten Migranten aus dem kriselnden Nachbarland Simbabwe gesetzt hat,
um ihren Aufenthalt zu legalisieren. 275.762 Simbabwer haben entsprechende
Anträge gestellt, aber nur 133.810 davon haben Papiere bekommen, 2.248
Anträge sind noch unbearbeitet, teilt das südafrikanische Innenministerium
mit. Demnach wurden 139.704 abgelehnt.
Die müssen nun ab Montag mit Festnahme und Deportation rechnen. "Es wird
einen großen Andrang in Lindela geben", sagt Solomon Chikowore, Sprecher
der simbabwischen Exilvereinigung "Zimbabwe Diaspora Civic Society
Organisation" in Johannesburg. Lindela ist ein berüchtigtes Abschiebelager
in Krugersdrop am Rand von Johannesburg. "Man wird die Leute verhaften und
auf Lastwagen wegbringen, ohne dass sie überhaupt ihre Sachen packen
können. Dann werden die Menschen ihr Hab und Gut verlieren, weil ihre
Vermieter es als Entschädigung für entgangene Mieteinnahmen konfiszieren",
sagt Chikowore unter Verweis auf frühere Massendeportationen.
Der Exilantensprecher fordert eine neue Legalisierungsfrist. Er weist
darauf hin, dass bisher nur ein Bruchteil der zwei bis drei Millionen
Simbabwer in Südafrika Papiere beantragt hat. "Die Regierung muss die Frist
um mindestens zwei bis drei Monate verlängern, weil die, die noch keinen
Antrag gestellt hatten, jetzt einfach abwarten", sagt Chikowore. Viele von
ihnen seien Landarbeiter in entlegenen Gebieten, die weder Internetzugang
haben noch Medien verfolgen und möglicherweise gar nichts von der Frist
wissen.
## Unsichere Haltung von Simbabwes Opposition
Bischof Paul Verryn, der in seiner Methodistenkirche im Zentrum von
Johannesburg derzeit rund 1.000 simbabwische Flüchtlinge beherbergt, hat
noch ganz andere Sorgen. "Ich fürchte, dass auch echte politische
Flüchtlinge und Asylsuchende jetzt deportiert werden", sagt er: "Viele
Simbabwer sind Wirtschaftsflüchtlinge, und das Innenministerium sollte das
bedenken, bevor es Mugabes Opfer abschiebt." Seinen Angaben zufolge hat die
Polizei bereits begonnen, Flüchtlinge in der Kirche zu belästigen und
Schutzgelder zu verlangen.
Simbabwes Opposition in der MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) von
Premierminister Morgan Tsvangirai ist sich nicht sicher, wie sie mit der
drohenden Massendeportation umgehen soll. "Als MDC stehen wir hinter dem
Legalisierungsprojekt", sagt der MDC-Einwanderungssekretär für Südafrika,
Sibanengi Dube. "Unsere Befürchtung ist, dass die Deportationen in korrupte
Schmiergeldaffären degenerieren." Die Polizei könnte Geld verlangen, um
Leute in Ruhe zu lassen. Ngqabutho Dube von der MDC-Abspaltung MDC-N unter
Welshman Ncube sieht einen positiven Aspekt: "Die südafrikanische Regierung
wendet das Gesetz an. Über 6.000 Simbabwer, die sich südafrikanische
Identitäten besorgt hatten, haben diese wieder abgelegt. Das sind Leute,
die schon vor zwanzig Jahren kamen und in Südafrika unter falschen
südafrikanischen Namen Eigentum erworben haben. Sie müssen jetzt zu ihrer
Identität zurückkehren."
Jackie McKay vom Innenministerium sagt, man sei sich der Sorgen bewusst.
"Wir werden alle Anträge bis zum 31. Juli bearbeiten und alle noch offenen
Fragen im August klären", verspricht er. "Dies gibt uns genügend Zeit,
ausstehende Aufenthaltsgenehmigungen zu versenden." Wer bereits abgelehnt
ist, hat allerdings das Nachsehen.
29 Jul 2011
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