# taz.de -- Streit der Woche: Niebel fordert dauerhafte Hungerhilfe | |
> Über 12 Millionen Menschen in Ostafrika benötigen dringend Nahrung. Die | |
> Bundesregierung will gut 60 Millionen Euro geben – und langfristig in die | |
> ländliche Entwicklung investieren. | |
Bild: Fordert, gerade den Kindern ausreichend Nahrung zu geben: Dirk Niebel. | |
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sieht eine Mitverantwortung | |
Deutschlands an der Hungerkatastrophe in Ostafrika. "Viel zu lange sind | |
Investitionen in die ländliche Entwicklung vernachlässigt worden", schreibt | |
er im Streit der Woche in der sonntaz. "Gute Entwicklungspolitik heilt | |
nicht Symptome, sondern bekämpft die Ursachen von Armut, Hunger und | |
Unterentwicklung", stellt er fest. | |
Die schwarz-gelbe Bundesregierung habe im Jahr 2009 umgesteuert und die | |
Förderung der ländlichen Entwicklung zu einem Schwerpunkt ihrer | |
Entwicklungspolitik gemacht. Niebel: "Das ist es, worauf es langfristig | |
ankommt, um ähnliche Katastrophen zukünftig zu verhindern." | |
Die Bundesregierung hat die Nothilfe für Ostafrika erst kürzlich von 15 auf | |
30 Millionen Euro aufgestockt. Hinzu kommen rund 32 Million Euro deutscher | |
Anteil an den EU-Hilfen. Niebel: "Im Augenblick muss es vor allem darum | |
gehen, Menschenleben zu retten und gerade den Kindern ausreichende Nahrung | |
zukommen zu lassen." | |
Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider verweist in der sonntaz darauf, | |
dass neben dem Staat auch die Bundesbürger einen wichtigen Beitrag zur | |
Hungerhilfe leisten würden: "Bisher haben wir fast acht Millionen Euro | |
private Spenden für Ostafrika erhalten. Umgerechnet hat also jeder zehnte | |
Bürger einen Euro gegeben", rechnet er vor. "Nirgendwo sonst auf der Welt | |
wird die Unicef-Nothilfe so großzügig unterstützt." | |
Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von Misereor, meint dagegen, dass | |
Deutschland den Hungernden zu wenig hilft. Er pocht auf vorbeugende | |
Maßnahmen gegen ähnliche Katastrophen wie in Ostafrika. "Die Armen brauchen | |
einen sicheren Zugang zu Land, Wasser und Saatgut sowie Zugang zu Märkten, | |
Beratung und fairen Krediten. | |
Die Bundesregierung muss eine klare Priorität auf technische und | |
finanzielle Hilfe im Sinne der Millenniums-Entwicklungsziele und des | |
Weltagrarberichts setzen. Zudem erwarten wir Leadership in der EU und der | |
UN im Blick auf Armutsbekämpfung, Klimaschutz und gute Regierungsführung. | |
Wie sähe die Welt heute aus, wenn die Rettung der Hungernden ähnlich | |
konsequent umgesetzt worden wäre wie die Rettung der Banken?" | |
Außerdem debattieren im Streit der Woche [1][in der sonntaz]: James | |
Shikwati, Direktor des Inter Region Economic Network in Kenia, Helmut | |
Asche, Professor für Afrikanistik an den Universitäten Leipzig und Mainz | |
und taz-Leserin Regina Rehm-Krause. | |
6 Aug 2011 | |
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[1] /sonntaz/ | |
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