# taz.de -- Vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern: "Bewusst nicht festgelegt" | |
> Die SPD wird sich ihren Partner nach der Landtagswahl wohl aussuchen | |
> können. SPD-Sozialministerin Schwesig aber findet sowohl die CDU als auch | |
> die Linke schwierig. | |
Bild: Ein rauher Wind weht im SPD-Wahlkampf von Manuela Schwesig eher nicht. | |
taz: Frau Schwesig, Sie sind derzeit auf Wahlkampftour in | |
Mecklenburg-Vorpommern. Was beschäftigt die Wählerinnen am meisten? | |
Manuela Schwesig: Ein wichtiges Thema sind die niedrigen Löhne. Viele | |
fürchten, dass sie mit Niedriglöhnen in die Altersarmut stürzen. Das zeigt, | |
dass die SPD mit der Forderung nach Mindestlöhnen richtig liegt. | |
Die Landesregierung kann aber keine Mindestlöhne festsetzen, sondern nur | |
öffentliche Aufträge an Firmen vergeben, die Mindestlöhne zahlen. | |
Ja, genau das haben wir versucht, leider gebremst durch unseren | |
Koalitionspartner CDU. Aber wir sagen nicht: Die Bundesregierung will keine | |
Mindestlöhne, da haben wir eben Pech. Die SPD-geführte Landesregierung | |
macht in Berlin Druck. Wir haben uns bei den Hartz-IV-Verhandlungen im Bund | |
für Mindestlöhne engagiert. Das haben die Leute wahrgenommen. | |
Die SPD hat nur halb so viele Mitglieder wie CDU oder Linkspartei - wird | |
aber wohl stärkste Partei. Warum? | |
Offenbar sind SPD-Politiker im Land und in den Kommunen präsenter als die | |
der Konkurrenz. Wir haben zudem gehalten, was wir versprochen haben, die | |
Kitagruppen verkleinert und ein kostenfreies Mittagessen eingeführt. Das | |
wird honoriert. | |
Die SPD kann mit CDU oder Linken regieren. Mit wem wollen Sie? | |
Es ist gut, mehrere Optionen zu haben, aber mit beiden Partnern gibt es | |
Schwierigkeiten. Die Linkspartei verspricht öffentlich geförderte Jobs auf | |
Pump. Die Wähler verstehen aber, dass ein zwölf Jahre lang SPD-geführtes | |
Finanzministerium dafür gesorgt hat, dass wir keine neuen Schulden machen. | |
Der Schuldenabbau hat doch unter Rot-Rot begonnen … | |
Umso schlimmer, dass die Linkspartei jetzt soziale Wohltaten mit Schulden | |
finanzieren will. | |
Die Wahlprogramme von SPD und Linkspartei lesen sich aber ähnlich. Beide | |
wollen Mindestlöhne, öffentlich geförderte Beschäftigung, den Ausbau der | |
Ökoenergie und acht Jahre langes gemeinsames Lernen … | |
Ja, aber einen massiven Ausbau des öffentlich geförderten | |
Beschäftigungssektors wird es mit uns nicht geben. Die Linke verspricht | |
alles, und davon sehr viel, und dann noch auf Pump. Das ist unseriös und | |
der große Unterschied zu uns. Außerdem hat die Linkspartei - siehe Streit | |
um den Mauerbau - mehr mit ihren Altlasten zu kämpfen und wenig Ideen für | |
Zukunftsaufgaben. | |
Was muss die Linkspartei tun, damit Rot-Rot wahrscheinlicher wird? | |
Bezahlbare Forderungen stellen. Wir werden keine neuen Schulden machen, | |
schon wegen der Generationengerechtigkeit. | |
Also sehen Sie doch mehr Übereinstimmungen mit der CDU? | |
Nein. Die CDU ist in Schwerin in vielen Punkten ein Kanzlerinnenwahlverein. | |
Was in Berlin beschlossen wird, nickt sie ab. Beim Mindestlohn oder | |
solidarischer Gesundheitsversicherung wird es mit der CDU schwierig. Ich | |
merke im Wahlkampf, dass die Menschen vor Ort neben Dumpinglöhnen auch die | |
Gesundheitspolitik ängstigt. Viele wissen, dass sie sich eine | |
Privatisierung der Pflege, die FDP und Union planen, nicht leisten können. | |
Die SPD hat sich bewusst nicht auf einen Koalitionspartner festgelegt. Wir | |
kämpfen für eine gestärkte SPD, dann können wir stark verhandeln. | |
10 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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