# taz.de -- Wikileaks-Dokumente: Italienisches Schutzgeld für Taliban | |
> Italien soll die Taliban bezahlt haben, um die Sicherheit ihrer Soldaten | |
> in Afghanistan zu gewährleisten. Auch die USA sahen dafür ein Indiz - bis | |
> die Italiener angegriffen wurden. | |
Bild: Der Sarg des in Afghanistan getöteten Offiziers David Tobini in Rom. | |
ROM afp | Für die Sicherheit seiner Soldaten in Afghanistan soll Italien | |
nach Wikileaks-Informationen an die radikalislamischen Taliban jahrelang | |
Schutzgeld gezahlt haben. Über ihren Botschafter in Rom, Ronald Spogli, | |
habe die US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten Georg W. Bush im Jahr | |
2008 mehrfach ihre Sorge über dementsprechend lautende Gerüchte geäußert, | |
berichtete die italienische Wochenzeitung Espresso am Freitag unter | |
Berufung auf drei diplomatische Geheimdokumente, die von der | |
Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht worden waren. | |
Zur Entscheidung Italiens, Truppen in den Westen Afghanistans zu schicken, | |
kabelte der Botschafter demnach im Oktober 2008 folgenden Bericht an | |
Washington: "Leider wird die Bedeutung dieses Beitrags (für den | |
Nato-Einsatz) durch den sich weiter verschlechternden Ruf der Italiener | |
gefährdet, die Kämpfe vermeiden, Lösegelder und Bestechungsgelder zahlen, | |
um Schutz zu erhalten." Dieser Ruf gründe sich auf Gerüchte, aber auch auf | |
Geheimdienstinformationen, "die wir nicht völlig verifizieren können". Als | |
ein Indiz wertete Washington die offenbar geringe Zahl von Angriffen auf | |
die italienischen Truppen. | |
Die US-Regierung wandte sich mit den Vorwürfen den Wikileaks-Dokumenten | |
zufolge sowohl an die frühere Mitte-links-Regierung von Ministerpräsident | |
Romano Prodi sowie an dessen Nachfolger Silvio Berlusconi. "Ich habe das | |
Problem Berlusconi geschildert. Er hat mir versichert, nichts davon zu | |
wissen und dass er es unterbunden hätte, wenn Beweise vorgelegen hätten", | |
kabelte Spogli. | |
2009 scheinen sich die Gerüchte laut Espresso für die USA dann zerstreut zu | |
haben. Nach einer Offensive gegen die Aufständischen, bei der die | |
italienischen Soldaten genauso wie auch andere ausländische Truppen | |
angegriffen wurden, zeigte sich US-Verteidigungsminister Robert Gates dem | |
Bericht zufolge gegenüber seinem italienischen Kollegen Franco Frattini | |
zufrieden "mit dem Ende der Gerüchte über die Schmiergeldzahlungen". | |
12 Aug 2011 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Openleaks contra Wikileaks: Der Krieg der guten Absichten | |
Die Schlammschlacht der Leaks-Websites klärt auch die Sicht auf die | |
wesentlichen Dinge: Die Technik muss sicher sein und nur wenige Menschen | |
dürfen sich damit befassen. | |
Gefechte in Afghanistan: Taliban schießen US-Helikopter ab | |
In Afghanistan wurde ein amerikanischer Hubschrauber von einer Rakete | |
getroffen. 30 US-Soldaten starben, es sind die schwersten Verluste seit | |
2001. Die Taliban bekennen sich zu dem Angriff. | |
Sicherheitslage in Afghanistan: Sieben Übergangszonen | |
Sieben Gebiete gehen in die Verantwortung der einheimischen | |
Sicherheitskräfte über. Viele Afghanen sehen dies mit Sorge. Ein Überblick. | |
Offensive der Taliban in Afghanistan: Bomben, Attentate, Kämpfe, Morde | |
Die immer heftiger werdenden Taliban-Angriffe bringen die afghanische | |
Regierung in schwere Bedrängnis. Sie sind eine Antwort auf die | |
Nato-Strategie. | |
Anschlag in Afghanistan: Bürgermeister von Kandahar getötet | |
Ein Selbstmordattentäter mit einer Bombe im Turban riss Ghulam Haider | |
Hamidi mit in den Tod. Hamidi galt als möglicher Nachfolger von Präsident | |
Karsais ermordetem Halbbruder. |