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# taz.de -- Borussia Dortmund: Der Kampf gegen die Müdigkeit
> Borussia Dortmunds 0:1-Niederlage in Hoffenheim wirft eine grundsätzliche
> Frage auf: Inwieweit sind die Spieler der künftigen Mehrfachbelastung
> gewachsen?
Bild: Sitzend K.O.: Dortmunds Chris Löwe nach dem Spiel. (<a href="http://www.…
HOFFENHEIM taz | Für alles im Leben gibt es ein erstes Mal: Es gibt den
ersten Schultag, den ersten Kuss und den ersten Sex. Wie dann alles
weitergeht, wenn die Premiere erst einmal hinter einem liegt, gehört zu den
Dingen, die das Leben interessant machen. In Dortmund gibt es seit diesem
Frühjahr ein paar sehr junge Menschen in schwarz-gelben Trikots, die zum
ersten Mal in ihrem Leben deutscher Fußballmeister geworden sind. Was das
mit jungen Menschen macht, weiß in dem Moment, in dem es passiert, niemand.
Mario Götze zum Beispiel war vor einem Jahr noch ein ziemlich unbekannter
junger Mann. Heute vergleicht ihn Franz Beckenbauer mit Lionel Messi. Götze
spielte vergangenen Mittwoch zum ersten Mal von Anfang an in der Startelf
der deutschen Nationalmannschaft. Gegen Brasilien! Das tat er so gut, dass
sich am Samstag beim Bundesligaspiel gegen 1899 Hoffenheim alle Kameras auf
diesen erst 19 Jahre alten Fußballer konzentrierten.
Was alle gesehen hatten, die Götze schließlich nach 54 Minuten erschöpft
vom Platz auf die Ersatzbank hatten schleichen sehen, erklärte BVB-Trainer
Jürgen Klopp danach so: "Er war müde." Das wars, Mario Götze war müde. Das
ist einerseits keine spektakuläre Erkenntnis, aber trotzdem eine Nachricht,
weil der BVB in Hoffenheim 0:1 verloren hat.
Vor einem Jahr stellte der BVB noch keinen deutschen Nationalspieler, nun
ist die Mehrheit des Kaders regelmäßig auf Dienstreise. Vergangene Woche
war das zum ersten Mal der Fall in dieser Saison, und in Hoffenheim fehlten
prompt die letzte Kraft und die ganz große Konzentration. Es ist die
zentrale Frage dieser BVB-Saison, wie es dieser jungen Mannschaft gelingen
wird, die Spannung in der Liga trotz erhöhter Belastung durch Spiele in der
Champions League und mit den Nationalmannschaften körperlich und geistig
aufrechtzuerhalten.
Niemand hat Erfahrung mit diesem Rhythmus beim BVB, auch der Trainer Jürgen
Klopp nicht. Das Motto für die neue Dortmunder Welt hat er jüngst so
formuliert: "Wir werden die Ersten sein, die dienstags in Madrid auflaufen
und sich anschließend ein Loch in den Bauch freuen, samstags wieder in
Augsburg spielen zu dürfen." Das klingt griffig, wird aber immer wieder neu
auf dem Prüfstand stehen.
## Emotionale Kraftakte
Klopp hätte das nicht formuliert, wüsste er nicht, dass genau in diesem
körperlichen und emotionalen Kraftakt die Herausforderung für den BVB
liegt. In Hoffenheim brauchten die Spieler eine halbe Stunde, um sich in
das Spiel hineinzubeißen. Doch Präzision in Passspiel und Abschluss fehlten
notorisch. Besonders Götze und Kagawa litten unter Müdigkeit wegen ihrer
Länderspieleinsätze und der Schwüle in Nordbaden.
Hinzu kommt, dass sich der BVB mittlerweile einen Status erarbeitet hat,
wie ihn der FC Bayern in den letzten 15, 20 Jahren hatte. Das meint
jedenfalls Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski. Ein Sieg gegen den
deutschen Meister wird von den Konkurrenten wie eine eigene kleine
Meisterschaft gefeiert. Den rhetorischen Trick Klopps ("Wir sind der erste
deutsche Meister, der als Herausforderer ins Rennen geht") haben sie beim
BVB exklusiv, die Liga sieht das anders.
In Hoffenheim hat der Hype nach der Herbstmeisterschaft 2008 das einst
spannendste Projekt des deutschen Fußballs in eine tiefe Krise gestürzt.
Den Sieg gegen den deutschen Meister feierten die Fans deshalb wie ein
Erweckungserlebnis. Die zentrale Frage in Hoffenheim lautet: Kann Holger
Stanislawski, der in zuvor 18 Jahren beim FC St. Pauli zum bundesweit
beliebten "Stani" wurde, diese Mannschaft noch einmal vitalisieren?
Seit Samstag keimt die Hoffnung, dass der Plan aufgehen könnte. Endlich
präsentierte sich diese Ansammlung von talentierten Einzelspielern wieder
als Mannschaft. Jürgen Klopp lobte, Hoffenheim sei ein unangenehmer Gegner
gewesen – das hat schon lange kein gegnerischer Trainer mehr über diese
Mannschaft gesagt. Kapitän Andreas Beeck erklärte: "Der Trainer ist der
Kopf des Teams, der uns pusht. Dass er an der Außenlinie mitspielt, tut uns
gut." Und Torhüter Tom Starke bemerkte: "Letztes Jahr haben die Emotionen
von außen gefehlt. Heute haben wir uns selber bewiesen, zu was wir in der
Lage sind."
14 Aug 2011
## AUTOREN
Tobias Schächter
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