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# taz.de -- Von Greenpeace besetzte Plattform: Eine Ölquelle, die nicht sprude…
> Vor zwei Monaten besetzte Greenpeace eine Ölplattform in Grönland. Jetzt
> wurde die Bohrung abgebrochen und 150 Millionen Dollar in den Sand
> gesetzt.
Bild: Hätte man mal gleich auf Greenpeace gehört ...
STOCKHOLM taz | Sie hätten mal besser auf Greenpeace hören sollen. Die
Verantwortlichen des schottischen Ölunternehmens Cairn. Im Mai hatten
Aktivisten der Umweltschutzorganisation die von Cairn vor der
westgrönländischen Küste betriebene Ölbohrplattform "Leiv Eiriksson"
besetzt und einen Abbruch der Bohrarbeiten gefordert.
Knapp zwei Monate verspätet und zwischenzeitlich 150 Millionen Euro in den
Sand gesetzt, hat das Cairn nun selbst getan. Mittlerweile wurde nämlich
die Bohrung in der Davis-Straße abgebrochen: Das Bohrloch erwies sich als
trocken, weit und breit keine Spur von Öl.
Die Investoren, die viel Geld in das grönländische Ölabenteuer gesteckt
haben, reagierten sauer. Der Börsenwert von Cairn sank schlagartig um 280
Millionen Euro, und der Aktienkurs ist auf den niedrigsten Stand seit 18
Monaten. Damals hatte Cairn als erste Ölgesellschaft mit Bohrungen vor der
grönländischen Küste begonnen. Und es ist nun der zweite Sommer, in dem man
dort "trocken" bohrt. Aufgeben will man aber offenbar trotzdem noch nicht.
"Später" in dieser arktischen Sommersaison, die im September endet, will
man es 750 km weiter nördlich noch einmal versuchen. Aber ein Teil der
Bohraktivitäten des Unternehmens wird nun ins östliche Mittelmeer verlegt.
## Dämpfer für Ölbohrungen in der Arktis
Jon Burgwald, dänischer Greenpeace-Sprecher, ist darüber nicht traurig. Er
hofft, dass die Bestrebungen, Öl in der Arktis zu finden, nun insgesamt
einen Dämpfer bekommen. Er warnt aber gleichzeitig davor, dass solche
Misserfolge und der dadurch steigende Druck der Investoren die Firmen
veranlassen könnte, bei diesem "russischen Roulette, das man mit der
grönländischen Natur spielt", noch größere Risiken einzugehen.
Mit mittlerweile zehn "trockenen" Bohrungen vor der grönländischen Küste
haben sich die Vorhersagen der Geologen, hier große Öl- und Gasreservoirs
zu finden, bislang als falsch erwiesen. Das jetzt aufgegebene Bohrloch galt
vorab als eines der aussichtsreichsten. Es seien wohl Fehler bei der
Analyse der seismischen Messungen gemacht worden, erklärt nun Cairn. Doch
womöglich habe man sich auch insgesamt mit den gewaltigen Zahlen über
Ölvorkommnisse in der Arktis verschätzt, warnten kürzlich Wissenschaftler
des geologischen Dienstes der USA. Dort meint man mittlerweile, dass auch
von diesen vermutlich deutlich geringeren Vorkommen sich nur ein Bruchteil
wird rentabel fördern lassen. Selbst wenn einmal die jetzt noch als
utopisch geltende Produktionskosten von 300 US-Dollar pro Barrel
wirtschaftlich sein sollten.
## Washington gab Bohrerlaubnis
In der Arktis wird weiter nach Öl gebohrt werden. Ob vor Grönland ist zwar
aufgrund der bisherigen Misserfolge unsicher, dafür hat aber Washington in
der vergangenen Woche dem Ölkonzern Shell ab Juli 2012 die Erlaubnis für
Bohrungen in der Beaufort-See vor der Küste Alaskas gegeben. Der
entsprechende Antrag war seit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko auf Eis
gelegt worden. Vertreter indigener Völker und von
Umweltschutzorganisationen haben auf die Genehmigung mit scharfer Kritik
reagiert.
Was die Bereitschaft angehe, nach der Pfeife der Ölkonzerne zu tanzen,
unterscheide sich die Obama-Adminstration nicht von der ihres Vorgängers
Bush, kritisiert das Center of Biological Diversity. Und Indigene beklagen,
dass das arktische Ökosystem den Profitinteressen der Ölkonzerne geopfert
würden.
17 Aug 2011
## AUTOREN
Reinhard Wolff
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