# taz.de -- Kommentar Hamburger Verfassungsschutz: Ein Paradoxon der Demokratie | |
> Die Arbeit des Verfassungsschutzes wäre nicht gefährdet, wenn das | |
> Parlament über seinen Etat entschiede. | |
Bild: "Besser jetzt als gar nicht", sagte BfV-Präsident Heinz Fromm. | |
Der Verfassungsschutz ist eine Art Paradoxon der Demokratie: Anders als der | |
Staatsschutz, die politische Polizei, soll der Inlandsgeheimdienst ein | |
höheres Gut schützen: die Verfassung. Und da steht in Paragraf 20.2: "Alle | |
Staatsgewalt geht vom Volke aus." Dennoch kann man an den Verfassungsschutz | |
nicht dieselben Transparenzmaßstäbe anlegen wie an andere demokratische | |
Institutionen. Stünde sein Handeln unter permanenter öffentlicher | |
Beobachtung, wäre er nicht arbeitsfähig. | |
Etwas anderes ist es mit dem Etat der Behörde: Die Arbeit des | |
Verfassungsschutzes wäre keineswegs gefährdet, wenn das Parlament über | |
Umfang und Schwerpunkte oder sogar Einzelpositionen des Haushalts | |
entschiede. Kann ja sein, dass in Hamburg ein erhöhter Bedarf herrscht. | |
Weil Stadtstaaten mehr Verfassungsfeinde pro Einwohner anziehen. Weil man | |
nicht noch einmal so eine Blamage wie mit den Attentätern des 11. September | |
erleben möchte. Oder weil Hamburg eine besonders militante linksradikale | |
Szene hat. Und noch ein paar Nazis dazu. Aber für solche Anliegen muss man | |
eben parlamentarische Mehrheiten gewinnen. Sonst droht ein Staat im Staate. | |
Also: Die Bürgerschaft muss über den Haushalt des Landesamts für | |
Verfassungsschutz abstimmen. Seine Arbeit kann es gern weiterhin im | |
Parlamentarischen Kontrollausschuss darlegen. Aber nur wenn darin endlich | |
alle Fraktionen sitzen - auch die Linke. | |
26 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Jan Kahlcke | |
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