# taz.de -- Diskussion um Rauchverbote: Ärztechef entfacht eine Debatte | |
> Der Präsident der Berliner Ärztekammer spricht sich bei einem Vortrag vor | |
> Tabaklobbyisten gegen Verbote aus. Anti-Raucher-Initiative fordert seinen | |
> Rücktritt. | |
Bild: Günther Jonitz am Abend des Vortrags bei dem Zigarren-Händler | |
Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Günther Jonitz, hat sich gegen | |
rigide Rauchverbote ausgesprochen. Bei einem Vortrag vor Vertretern der | |
Tabakindustrie hat er unter anderem Raucherzimmer in Krankenhäusern | |
gefordert, bevor er sich selbst eine Zigarre anzündete. Die Volksinitiative | |
"[1][Frische Luft für Berlin"], die sich für konsequenten | |
Nichtraucherschutz einsetzt, hat daraufhin den Rücktritt von Jonitz | |
gefordert. | |
Der Ärztekammerpräsident hatte seinen Vortrag bereits Anfang Mai bei einem | |
Salon des Zigarrenhändlers Herzog am Hafen gehalten. Ein Bericht und | |
zahlreiche Fotos, die den Abend dokumentieren, wurden erst kürzlich [2][auf | |
der Homepage des Händlers] veröffentlicht. Jonitz hatte sich als Präsident | |
der Bundesärztekammer beworben, er war bei der Wahl Anfang Juni seinem | |
Konkurrenten Frank Ulrich Montgomery knapp unterlegen. | |
Eine Veröffentlichung von Jonitz "mutigen Thesen" hätte ihm im Wahlkampf | |
natürlich geschadet, sagte Zigarrenhändler Maximilian Herzog der taz. | |
Schließlich könnten die Antiraucher "ganz schön militant sein". Deshalb | |
habe man Jonitz eine spätere Veröffentlichung zugesagt, so Herzog. | |
"Was ich heute hier tue, ist politisch unkorrekt", wird Jonitz in dem nun | |
online nachzulesenden Bericht zitiert. "Ich empfinde mich nicht nur als | |
Arzt, sondern als freier Bürger." In dem angesichts der zahlreichen Gäste | |
bereits gut mit Zigarrenrauch gefüllten Raum, heißt es weiter, habe Jonitz | |
Zwangsentwöhnungsversuche bei Krankenhauspatienten als Verstoß gegen die | |
Menschenwürde bezeichnet, abschreckende Bilder auf Tabakschachteln als | |
unnütz abgetan und sich anstelle von Rauchverboten in Kneipen für bessere | |
Abluftanlagen ausgesprochen. | |
Jonitz bestätigte am Dienstag der taz diese Aussagen. Er wolle damit eine | |
Diskussion anstoßen. Deshalb habe er insgesamt [3][13 Thesen] aufgestellt. | |
Darin fordert er unter anderem, dass die Behandlung von Nikotinsucht von | |
den Krankenkassen bezahlt werde soll. Allerdings müsse zwischen | |
Genussrauchen und pathologischem Rauchen unterschieden werden. Deshalb | |
spreche er sich auch gegen absolute Verbote aus. Sie würden das Rauchen nur | |
ins Freie verlagern oder in das häusliche Umfeld. Das führe zu neuen | |
Belastungen, insbesondere Kleinkinder seien durch Passivrauchen gefährdet. | |
"Die wichtigste Maßnahme ist, mit dem Rauchen aufzuhören oder gar nicht | |
erst anzufangen", betonte Jonitz. Zwar rauche er gelegentlich Zigarre, | |
dennoch sieht er sich als Vorbild. "Denn ich rauche nicht Kette, ich | |
inhaliere nicht. Und ich bestimme über den Genuss und nicht umgekehrt." | |
Der Sprecher der Frischluft-Initiative, Johannes Spatz, bezeichnete Jonitz | |
Äußerungen als hochgefährlich. Er verharmlose die Folgen des Rauchens und | |
mache sich zum Sprachrohr der Tabaklobby. Er sei daher als Kammerpräsident | |
nicht tragbar. | |
Jonitz wies dies als Sichtweise von "leicht fundamentalistischen" | |
Tabakgegnern zurück, die man nicht weiter ernst nehmen müsse. | |
30 Aug 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.frische-luft-fuer-berlin.de/ | |
[2] http://www.herzog-am-hafen.de/veranstaltungen_detail.php?event=214?osCsid=f… | |
[3] http://www.herzog-am-hafen.de/zigarren_akademie_wissensartikel.php?id=85&am… | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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