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# taz.de -- Bau der Autobahn A 281: Seehausen muss klagen
> Kein "Runder Tisch" mit den Anwohnern des Tunnel-Projektes in Seehausen,
> sagt die Koalition. Jedenfalls nicht, solange die nicht vor Gericht
> gewinnen
Bild: Demo der Interessengemeinschaft Seehausen, Januar 2011
Transparent soll ihre Regierungspolitik sein, die Bürger sollen beteiligt
werden - das ist das grüne Credo nicht erst seit den Auseinandersetzungen
um "Stuttgart 21" und den Bekenntnissen des Baden-Württembergischen
Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zum neuen grünen Politik-Stil. Der
rot-grüne Bremer Senat, der seit Juli im Amt ist, hat im Streit um den Bau
der Autobahn A 281 eine Weichenstellung vorgenommen, die diesen plakativen
Ansprüchen zu widersprechen scheint und mit der sich der neue Bausenator
Joachim Lohse in die Tradition des Vorgängers Reinhard Loske begibt:
Gespräche mit den betroffenen Bürgern gibt es erst nach dem Verfahren des
Bundesverwaltungsgerichts, das am 9. November verhandeln will. Allen, die
gedacht hatten, es gebe nach dem Vorbild von Kattenturm einen "Runden
Tisch", erteilte er eine Absage - das habe er "explizit" nie versprochen,
versicherte Grünen-Fraktionschef Matthias Güldner.
Entweder der derzeitige Plan für einen Autobahn-Weser-Tunnel zwischen
Seehausen und den Stahlwerken werde umgesetzt "oder es gibt keinen", so
klar formulierte es gestern in der Bürgerschaftsdebatte der baupolitische
Sprecher der SPD, Jürgen Pohlmann. Eine intensive Debatte habe es vor
Jahren gegeben, man dürfe nun keinen "Zeitverlust" mehr in Kauf nehmen,
meinte Pohlmann. Deswegen, so hatte der Senat beschlossen, solle es
"Bürgerbeteiligung" geben, aber keinen "Runden Tisch" nach dem Vorbild von
Kattenturm.
Auch dort hatte es den ergebnisoffenen "Runden Tisch" erst gegeben, nachdem
der grüne Senator Reinhard Loske vor dem Bundesverwaltungsgericht den
Prozess gegen die Bürgerinitiativen verloren hatte, erinnerte Peter
Erlanson (Linke). Die Grünen, so Erlanson, sollten sich doch "ein bisschen
an ihre Wurzeln" erinnern. Jener andere "Runde Tisch" habe eine
Trassenplanung zum Ergebnis gehabt, die so niemand der Beteiligten vorher
"auf dem Schirm" hatte, meinte Heiko Strohmann von der CDU, die diese
aktuelle Parlamentsdebatte beantragt hatte.
Im Falle Seehausen sei nach Diskussionen mit den Bürgern die geplante
Brücke durch eine Tunnel-Planung ersetzt worden, der 35 Millionen Euro
teurer werde, meinte Bausenator Lohse. Was die Seehauser jetzt wollen,
würde noch mal rund 50 Millionen Euro mehr kosten.
Insgesamt muss Bremen seine Planungen mit dem Bundesverkehrsministerium,
das für die Finanzierung verantwortlich ist, abstimmen. In Kattenturm soll
der Bund 27 Millionen Euro mehr finanzieren für die Kompromisslösung mit
dem "Runden Tisch" - mit Mehrkosten für Seehausen will man das Ministerium
offenbar nicht verschrecken. Jedenfalls nicht, solange das
Bundesverwaltungsgericht die derzeitige Planung nicht kippt. Auch
"finanzpolitisch verantwortlich" müsse die Lösung sein, umschrieb Güldner
das Problem.
De facto will der Senat im Nachhinein die Rechtsgrundlage - den
Flächennutzungsplan - seinen Planungen anpassen, sagt der Sprecher der
Interessengemeinschaft Seehausen, Hilmar Hagens. Das ist so, als würden
nach dem Spiel die Spielregeln verändert: "So zerstört man das Vertrauen
der Bevölkerung in die Politik."
31 Aug 2011
## AUTOREN
Klaus Wolschner
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