# taz.de -- Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts: Elterngeld bleibt unang… | |
> Die Karlsruher Verfassungsrichter sagen: Es bleibt bei den Partnermonaten | |
> beim Elterngeld. Anhaltspunkte für eine Verfassungswidrigkeit sieht das | |
> Gericht nicht. | |
Bild: Elterngeld wird weiterhin nur dann 14 Monate lang bezahlt, wenn beide Elt… | |
KARLSRUHE dapd | Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe sieht keine | |
Anhaltspunkte für eine Verfassungswidrigkeit der sogenannten Vätermonate | |
beim Elterngeld. Das geht aus einer Entscheidung vom Mittwoch hervor, in | |
der eine Vorlage des Landessozialgerichts Niedersachsen-Bremen für | |
unzulässig erklärt wurde. | |
Das Landessozialgericht hielt es für verfassungswidrig, dass das Elterngeld | |
nur dann 14 statt zwölf Monate lang gewährt wird, wenn der zweite | |
Elternteil mindestens zwei Monate die Kindesbetreuung übernimmt. Im | |
Ausgangsverfahren hatte eine Mutter ein Jahr lang den Höchstsatz von 1800 | |
Euro Elterngeld bezogen. Sie wollte das Kind, eine Frühgeburt, weiterhin | |
betreuen, um einen Wechsel der Hauptbezugsperson zu vermeiden. | |
Das Gesetz gewährt aber nur dann 14 Monate lang Elterngeld, wenn der | |
Partner mindestens zwei Monate lang die Betreuung übernimmt. Das | |
Landessozialgericht hielt das für einen Eingriff in Ehe und Familie, zu dem | |
der Staat nicht berechtigt sei. Es legte deshalb die Partnermonate zur | |
verfassungsrechtlichen Prüfung Karlsruhe vor. | |
Eine Kammer des Ersten Senats erklärte die Vorlage jetzt einstimmig für | |
unzulässig. Das Landessozialgericht habe sich nicht mit der Rechtsprechung | |
des Bundesverfassungsgerichts zur Gleichberechtigung auseinandergesetzt. Es | |
sei "Verfassungsauftrag, die Gleichberechtigung der Geschlechter in der | |
gesellschaftlichen Wirklichkeit durchzusetzen", zitiert die Kammer die | |
eigene Rechtsprechung. Sinn und Zweck der Partnermonate sei aber gerade | |
gewesen, die partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit | |
zu erleichtern. | |
Das Landessozialgericht habe auch nicht erwogen, ob mit den Vätermonaten | |
"gesellschaftliche Vorurteile, insbesondere in der Arbeitswelt, abgebaut | |
werden könnten" und geringere Aufstiegschancen für Frauen wegen | |
Kinderbetreuungszeiten teilweise ausgeglichen werden könnten, so der | |
Beschluss des Bundesverfassungsgerichts. | |
Schließlich habe das Gericht auch nicht vorgetragen, dass die Vätermonate | |
zur Erreichung dieses Ziels "evident ungeeignet wären." Dies sei angesichts | |
der Entwicklung auch kaum möglich. Denn laut Statistischem Bundesamt habe | |
sich der Anteil der Väter, die Elterngeld beantragen zwischen 2007 und 2009 | |
von 15, 4 auf 23, 9 Prozent erhöht. Diese Daten ließen "eine Steigerung der | |
Akzeptanz der Wahrnehmung von Familienarbeit durch die Väter", und damit | |
ein Erreichen des gesetzlichen Zwecks, "zumindest als möglich erscheinen", | |
so die mit zwei Verfassungsrichtern und einer Verfassungsrichterin besetzte | |
Kammer. | |
14 Sep 2011 | |
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Bundesfamilienministerium. |