# taz.de -- Themen bei der Berlin-Wahl: Wahlversprechen Kinderschutz | |
> Immer mehr Kinder landen aufgrund akuter Gefährdung beim Kinder- und | |
> Jugendnotdienst. Kinderschutzbund verlangt mehr Geld für Prävention. | |
Bild: Werbung für den Weltkindertag am 20. September vor dem Brandenburger Tor… | |
Immer mehr vernachlässigte oder misshandelte Kinder und Jugendliche werden | |
von den Behörden in Obhut genommen. Weil der Kinderschutz im | |
Wahlkampf-Gerangel der wortführenden Parteien trotzdem keine Rolle spielt, | |
hat der Kinderschutzbund nun seine eigenen Forderungen vorgestellt. | |
Es sind fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr: 1.264 Kinder und Jugendliche | |
hat der Berliner Notdienst im ersten Halbjahr 2011 aus ihren Familien | |
geholt und in Obhut genommen - auf eigenen Wunsch der Kinder oder aufgrund | |
dringender Kindswohlgefährdung. Obwohl der Notdienst nur außerhalb der | |
Jugendamts-Öffnungszeiten zuständig ist, wird laut Kinderschutzbund eine | |
dramatische Entwicklung deutlich: In Prävention werde kaum investiert. | |
Dabei hat der Verein eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie aktiver | |
Kinderschutz aussehen könnte. | |
Erstens: Besuch bei allen Familien mit Neugeborenen durch den Kinder- und | |
Jugendgesundheitsdienst. Die frischgebackenen Eltern sollen quasi ab dem | |
ersten Tag auf Hilfsangebote hingewiesen und zu Fragen der Kindergesundheit | |
und Erziehung beraten werden. Für diese Hausbesuche setzen sich nur die | |
Grünen ein. | |
Zweitens: Nach dem Wunsch des Kinderschutzbundes soll es in allen Bezirken | |
Kinder- und Familienbüros geben, die nach dem Vorbild der Bürgerämter alles | |
zum Thema Kind parat haben - vom Kindergeldantrag bis zu Adressen von | |
Familienhebammen oder Erziehungsberatungsstellen. Die SPD schreibt sich die | |
Umsetzung dieses Konzepts als "Bürgeramt Familie" ins Wahlprogramm. | |
Dritte Forderung des Kinderschutzbundes: schnelle, unkomplizierte und | |
wertschätzende Hilfen für Eltern. An dieser Stelle herrscht Konsens bei den | |
vier großen Parteien: Von CDU bis Linke wollen alle die Hilfen für | |
überforderte und arme Familien ausbauen und erleichtern. | |
Und viertens fordert der Kinderschutzbund die flächendeckende Einführung | |
von Familienzentren als Anlaufstelle für den Austausch und die Beratung von | |
Familien. Bisher gibt es die Familienzentren nur in manchen Bezirken, die | |
Linke will die Idee auf alle Bezirke ausweiten. | |
Der Vollständigkeit halber: Die Piratenpartei räumt dem Kinderschutz in | |
ihrem Wahlprogramm keinen Platz ein. Regieren werden aber vermutlich | |
sowieso andere und bei denen will der Kinderschutzbund "nach dem 18. | |
September sehr genau darauf schauen, welche Wahlversprechen eingehalten | |
werden", so Hauptgeschäftsführerin Sabine Walther. | |
16 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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