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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Drehmoment für Sechzig
> Der Sportwagen-Hersteller Aston Martin zahlt dem TSV 1860 drei Millionen
> Euro. Für viele Löwen-Fans ist das der bestbezahlte Witz des Jahres.
Mehr als 20 Jahre ist das jetzt her, da hat der Hanse die anderen am
Stammtisch im Ayinger Extra in der Schwabinger Herzogstraße regelrecht
schockiert. Du kannst dir doch keinen Mini kaufen, hat der Bertl gesagt.
Das ist doch gar kein Auto. Und gedacht hat er an den Stammtischausflug in
die Berge am Wochenende zuvor. Da ist er hinter dem Irschenberg auf die
Raststätte gefahren und hat seinem B-Kadett über die Motorhaube
gestreichelt, weil es sein Liebling so schön über die Steigung geschafft
hatte.
Keinen normalen, hat der Hanse gesagt und eine ganz hohe PS-Zahl genannt
und vom Drehmoment geschwärmt, obwohl er wahrscheinlich nicht gewusst hat,
was das genau ist. Drehmoment. Der Örni muss da an die neue
Wurschtschneidemaschine denken, die sein Vater für die Fleischtheke seines
Rewe-Ladens kaufen musste, weil die alte wegen irgendeiner EU-Richtlinie
wegmusste.
Seitdem steht dem Örni sein Vater grantelnd unter der Fahne des TSV 1860
München, die er über der Theke aufgehängt hat, und sagt zu fast jedem
Kunden: Hat einen Haufen Geld gekostet, aber mit der neuen Maschine
verkaufe ich kein Radl Wurst mehr als mit der alten. Der Hanse hat sich
dann wirklich einen Mini gekauft.
Den hat er schon lange nicht mehr. Mit seinem Passat sind sie am Samstag
nach Frankfurt gefahren. Sie haben eh schon lange keinen gemeinsamen
Ausflug mehr unternommen und seit es die Kinder gibt und das Ayinger Extra
nicht mehr, sehen sie sich nur noch sehr unregelmäßig.
Und auf die IAA wollten sie schon lange mal, dann wo was trinken und am
Sonntag früh zurück, auch wenn man sich das Spiel von Sechzig gegen den FSV
Frankfurt vielleicht auch hätten schenken können. Jetzt sind sie da,
schauen Autos und staunen nicht schlecht. Die spinnen, sagt der Bertl und
alle wissen, dass die Löwen gemeint sind.
570 Newtonmeter Drehmoment, in 4,2 Sekunden von null auf hundert, der Bertl
ist begeistert und freut sich auch noch über den neuen Aston Martin V12
Zagato, als er den Preis erfährt: 376.000 Euro. Die anderen schütteln den
Kopf und der Örni ist heilfroh, dass er sich vor kurzem das Trikot ohne
Sponsoraufdruck gekauft hat.
Mit Aston Martin auf der Brust rumlaufen, ist doch peinlich, sagt er. Drei
Millionen zahlen die uns, da kann man sich doch nicht beschweren, meint der
Hanse. Und der Örni sagt: Schön blöd! Der Bertl fragt sich, ob jetzt jeder
Spieler einen Aston Martin als Dienstwagen kriegt. Der Benny soll ja schon
länger einen haben, sagt der Hanse.
Und die anderen erinnern sich, wie sich die lokale Presse mal über Stürmer
Benny Lauth lustig gemacht hat: Fahren wie 007 und spielen wie 08/15.
Am Ende sind sie sich einig: Sollen die anderen doch lachen über den
skurrilen Vertrag. Es gibt ja noch andere Deppen, die mit einem Aston
Martin unterwegs sind. Richtig. Anfang Oktober tollpatscht der kuhäugige
Rowan Atkinson wieder als Agent Johnny English über die Leinwand - mit
Aston Martin, versteht sich.
19 Sep 2011
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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