# taz.de -- Tagung deutscher Zeitungsmacher: Und die Kanzlerin sagte – nichts | |
> In Berlin tagte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. Und Angela | |
> Merkel gab die gar nicht so gute Fee, die Wünsche nur "vielleicht" zu | |
> erfüllen verspricht. | |
Bild: Nur Phrasen? Angela Merkel bei der Tagung der deutschen Zeitungsverleger. | |
BERLIN taz | Was gibt es Lustigeres als einen Saal voller Verleger, die | |
sich hinhalten lassen? Da war die Bundeskanzlerin leibhaftig da und sagte - | |
nichts. Das von den Herren der Presse seit zwei Jahren ach so ersehnte | |
Leistungsschutzrecht, das ihnen endlich eine bessere Ausgangsposition im | |
Streit mit den Googles dieser Welt verhelfen soll, es bleibt weiter | |
märchenhafter Wunschtraum. Angela Merkel (CDU) gab die gar nicht so gute | |
Fee, die zwar Wünsche zu erfüllen verspricht, allerdings mit einem | |
entschiedenen Vielleicht. | |
"Ich kann gut verstehen, dass ein Leistungsschutzrecht für die Presse | |
gefordert wird", sprach also die Kanzlerin vor den zum Jahreskonkress ihres | |
Verbandes (BDZV) versammelten Verlegern in Berlin. | |
"Wir haben's nicht vergessen", schob sie schon fast ein bisschen hönisch | |
nach, es werde im Rahmen einer Novelle des Urheberrechts "vorangetrieben". | |
Und dann sagte Angela Merkel auch noch, "ein völliges Allheilmittel wird es | |
nicht werden können". Da hatte BDZV-Präsident Helmut Heinen, Verleger von | |
Kölnischer Rundschau wie Berliner Zeitung, überraschend robust in seiner | |
Begrüßung an Merkels Adresse "monatelanges Zuwarten hilft nicht weiter und | |
kann einer unausgesprochenen Absage gleichen" formuliert, und dann das. | |
Doch Merkel hielt dem Verleger frech auch noch das nächste Stöckchen hin. | |
Seit Jahren wollen die nämlich eine Aufweichung des besonderen | |
Kartellrechts für die Presse, waren sich aber nicht wirklich einig. Jetzt | |
soll ein Kompromiss bis Herbst gezimmert sein - und Merkel versprach, | |
diesen "mit großer Zügigkeit und Schnelligkeit" zu würdigen, weil auch das | |
"schon vor Jahr und Tag eingeleuchtet hat". | |
Wenn es genauso schnell geht wie beim Leistungschutzrecht, werden die | |
Verleger also in zwei Jahren das nächste Mal vertröstet. Artigen Applaus | |
gab trotzem. Wieso nochmal? | |
20 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
## TAGS | |
taz.lab 2011 „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“ | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Leistungsschutzrecht für Verlage: Robin Hood? Von wegen! | |
Die deutschen Verlage sollen künftig von Informationssammlern wie Google | |
Geld bekommen, wenn diese Textschnipsel im Internet verbreiten. Warum | |
eigentlich? | |
Tarifstreit Tageszeitungen: Mehr Geld für Redakteure | |
Die Verleger wollten Nachwuchsjournalisten das Gehalt kürzen. Nach | |
monatelangen Streiks sind die Pläne vom Tisch. Stattdessen werden die | |
Gehälter steigen. | |
Tarifstreit der Zeitungsredakteure: Stift weglegen - auf in den Kampf | |
Zeitungsredakteure in Baden-Württemberg wollen unbefristet streiken. Es | |
geht um Gehaltskürzungen und Einschnitte beim Nachwuchs. | |
Tarifstreit um Journalistengehälter: Eine zerrüttete Beziehung | |
Die Zeitungsverleger wollen die Gehälter für Redakteure kürzen, die | |
Journalistengewerkschaften wollen das verhindern. Zur Not mit Streiks - und | |
um Zeichen zu setzen. | |
Tarifstreit bei den Tageszeitungen: Sorge um die Zukunft | |
Die Streiks der Redakteure drohen angesichts stockender Verhandlungen | |
weiter zuzunehmen. Die Verleger fordern vor allem Billig-Löhne für junge | |
Journalisten. | |
Westdeutsche Allgemeine Zeitung: Schleichwerber mit Reue | |
Die "WAZ" verspricht, künftig bezahlte Artikel als "Anzeige" zu | |
kennzeichnen. Die "taz" hatte aufgedeckt, dass sie und andere PR-Texte wie | |
Redaktionsinhalte präsentierten. |