# taz.de -- Griechenlands radikale Sparpläne: Ohne Rücksicht auf Verluste | |
> IWF, EU und EZB sind zufrieden, aber der griechischen Bevölkerung geht es | |
> an den Kragen. Die Renten werden dramatisch sinken und unzählige | |
> Staatsbedienstete sollen entlassen werden. | |
Bild: Wohlgenährt: Griechenlands Finanzminister Evangelos Venizelos. | |
ATHEN taz | Die Troika ist zufrieden. Die Experten vom IWF, der EU und der | |
Europäischen Zentralbank signalisierten, dass sie die neuesten Sparpläne | |
aus Athen für ausreichend halten. Es gebe gute Fortschritte. Also kann | |
Griechenland damit rechnen, dass es den nächsten Rettungskredit von acht | |
Milliarden Euro erhält, der es vor der Pleite bewahren soll. | |
Um die neueste Tranche zu erhalten, hat Athen am Mittwoch zugesagt, dass | |
30.000 Staatsbedienstete in eine sogenannte Arbeitsreserve geschickt | |
werden. Dort erhalten sie für ein Jahr noch 60 Prozent ihres Einkommens. In | |
dieser Zeit müssen sie sich eine neue Stelle im öffentlichen Sektor suchen, | |
sonst werden sie endgültig entlassen. Allerdings war im Vorfeld erwartet | |
worden, dass die Regierung deutlich mehr Beschäftigte entlässt. Es | |
kursierten Zahlen von bis zu 150.000 Beamte, die in die Reserve geschickt | |
werden sollten. | |
Auch bei den hohen Renten wird gekürzt. Wer mehr als 1.200 Euro erhält, | |
muss ein Minus von 20 Prozent hinnehmen. Bei Rentnern, die unter 55 Jahre | |
alt sind, werden 40 Prozent gestrichen, wenn sie mehr als 1.000 Euro | |
bekommen. Zugleich wird auch der Freibetrag bei der Einkommensteuer gesenkt | |
- von 8.000 auf 5.000 Euro im Jahr. | |
Die griechischen Gewerkschaften erklärten, dass es nicht bei den Streiks am | |
Donnerstag bleiben wird, die in Athen zu Chaos geführt haben. Neben den | |
Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr legten auch Taxifahrer und | |
Fluglotsen ihre Arbeit nieder. Am 5. und 19. Oktober soll es zu | |
landesweiten Generalstreiks kommen. Die griechische Regierung will sich | |
nicht beirren lassen. "Wir werden alles unternehmen, um das Defizit zu | |
senken" versicherte der ehemalige Finanzminister Giorgos Papakonstantinou, | |
der jetzt als Umweltminister amtiert. "Wir werden keine Rücksicht auf die | |
politischen Kosten nehmen." | |
22 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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