# taz.de -- Kommentar Bremer Hooligan-Prozess: Offensive Saumseligkeit | |
> Was die Hooligans bei ihrem Überfall anrichteten, ist schon auf der | |
> physischen Ebene schlimm. Hinzu kommt der Psychoterror auf die | |
> Betroffenen. Am meisten Schaden verursacht jedoch die Justiz selbst. | |
Es ist ein perfider Zirkelschluss: Weil die Mühlen der Bremer Justiz zu | |
langsam mahlten, kommen die angeklagten Hooligans, die vor über viereinhalb | |
Jahren eine linke Werderfan-Party überfielen, offenbar mit einem blauen | |
Auge davon - vulgo mit überschaubaren Tagessätzen. Was sie bei ihrem | |
brutalen Überfall anrichteten, ist schon auf der physischen Ebene schlimmer | |
als ein dickes Auge. Hinzu kommt der ausgeübte Psychoterror, die | |
fortgesetzte Bedrohung der Betroffenen. Am meisten Schaden verursacht | |
jedoch die Justiz selbst. | |
Mit ihrer geradezu offensiven Saumseligkeit verhindert sie eine angemessene | |
Strafverfolgung. Die Methode ist simpel: Wer lange genug wartet, erspart | |
sich die spätere Prozessführung. Für die in diesem Verfahren nicht eben | |
ambitionierte Haltung der Justiz spricht auch die Herabstufung des | |
eigentlich vor dem Landgericht angeklagten Überfalls zu einem | |
Amtsgerichts-Prozess. Dass der zuständige Staatsanwalt im Urlaub ist, wenn | |
das Verfahren nach gut viereinhalb Jahren dort endlich beginnen soll, ist | |
nur noch das I-Tüpfelchen auf der Untätigkeit. | |
Doch auch ein Amtsgericht muss die politische Dimension des Prozesses | |
erkennen und anerkennen: Es geht nicht um eine Testosteron-gesteuerte | |
Fan-Hauerei, sondern um den Überfall neonazistischer Hooligans auf ein | |
antirassistisches Fanprojekt. Dem nicht mit aller Entschiedenheit Einhalt | |
zu gebieten, ist gesellschaftlich fatal. | |
22 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Henning Bleyl | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |