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# taz.de -- Kommentar Razzia bei Gaskonzernen: Überfällig, aber mit fragliche…
> Wenn sich soviel Macht auf einen Akteur, nämlich Gazprom, konzentriert,
> ist es sinnvoll, dessen Akten genau zu prüfen. Doch der Nachweis eines
> Preisdiktats ist knifflig.
Keine Frage, die Razzia bei Gazprom und vielen seiner Vertragspartner, war
überfällig. Denn der Gasmarkt ist in Europa der undurchschaubarste der
Energiemärkte überhaupt, nicht zuletzt weil sich hier viel Macht bei einem
Akteur, nämlich Russland, ballt.
Der Ölmarkt hingegen ist, auch weil er nicht an Leitungen und damit
bilateralen Verträgen hängt, zumindest ein wenig übersichtlicher. Und der
Strommarkt, der in Europa von vielen Akteuren geprägt wird, ist im
Vergleich gar ein Ausbund an Transparenz.
Klare Sache also, dass die EU sich den Gassektor einmal vornehmen musste.
Denn eine EU, deren Glaubensbekenntnis – ob man es nun gut findet oder
nicht – vor allem auf der kompromisslosen Marktfreiheit fußt, kann
Wettbewerbsverstöße nicht tolerieren. Und dass eine Gazprom, die aufgrund
ihrer Rohstoffbasis vor Kraft strotzt, der Verlockung unterliegen könnte,
ihre Position auszunutzen, ist nun kein allzu fern liegender Gedanke.
Gleichwohl: Die Ermittlungen sind keine Vorverurteilung. Und es ist
fraglich, ob man am Ende wirklich Verstöße wird nachweisen können. Denn in
einem Markt, der mit begrenzten Rohstoffen agiert, ist es grundsätzlich
schwer zu ermitteln, wer an hohen Preisen schuld ist.
Ist der Monopolist verantwortlich zu machen, indem er vorsätzlich an der
Preisschraube dreht? Oder ist es schlicht die Verknappung, die ganz strikt
nach den Regeln des Marktes den Preis treibt? Wenn an Tankstellen zur
Ferienzeit Benzin teurer wird, kann man dies schließlich auch mit der
Marktreaktion erklären, dazu braucht es keine Absprachen.
Was folgt daraus für den Gasmarkt? Vor allem eines: Das politisch prominent
beworbene russische Gas braucht in Mitteleuropa mehr Konkurrenz: etwa durch
verflüssigtes Erdgas, das per Schiff aus Übersee kommt, aber viel mehr noch
durch Erdgas, das mit überschüssigem Ökostrom synthetisiert wird.
Und nebenbei bemerkt: Auch jeder Verbraucher, der mit Sonnenwärme statt Gas
duscht und heizt, stutzt die Macht der Gazprom – vermutlich wirksamer als
es jede EU-Razzia vermag.
28 Sep 2011
## AUTOREN
Bernward Janzing
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