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# taz.de -- Immer mehr Unregelmäßigkeiten: EWE-Vorstand im Kreuzfeuer
> Chef des Oldenburger Energiekonzerns soll Vorwürfe wegen dubioser
> Abrechnungen des EWE-geförderten Schulpräventionsprojekt "Sign" gekannt
> haben.
Bild: War näher dran als vermutet: Werner Brinker.
OLDENBURG taz | Im Fall der ungeklärten Finanzierung des
Schulpräventionsprogramms "Sign" durch den Oldenburger Energiekonzern EWE
gerät jetzt auch dessen Vorstandsvorsitzender Werner Brinker in den Fokus.
Was wusste der Mann, der Deutschlands fünftgrößtem Energieversorger seit
1998 vorsteht?
Seit 2000 finanzierte die EWE das von der Agentur Prevent GmbH an angeblich
116 Schulen in Niedersachsen durchgeführte Präventionsprogramm "Sign".
Vergangenen Freitag hatte die EWE den Vertrag gekündigt, weil
Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung bekannt geworden waren. So hatte die
EWE 2010 knapp 3,37 Millionen Euro an die Agentur gezahlt und offenbar
nicht genau überprüft, wofür das quartalsweise in Rechnung gestellte Geld
verwendet wurde.
Unklar sind auch Transaktionen in Millionenhöhe vom Konto der Agentur auf
Konten, die im Namen der Prevent-Chefin Claudia del Valle geführt wurden,
nach ihrer Aussage "aber für die Agentur, in deren Auftrag und auf deren
Rechnung".
Del Valle erklärte gegenüber der taz, Brinker habe sich im regelmäßigen
Austausch mit ihr über Stand und Entwicklung des Projekts detailliert
informiert - auch "im Hause der EWE". Die Agentur habe das monatliche
Projekt-Reporting stets Brinker persönlich vorgelegt, die Rechnungen seien
ihm "persönlich zur Anweisung vorgelegt" worden. Beanstandet worden sei das
Reporting aber nie.
Genau diese Abrechnungen aber hatten Fragen nach der Verwendung des Geldes
erst aufgeworfen. Die Agentur hatte 2010 pauschal 1.638,47 Euro für jede
von insgesamt 1.176 Schulklassen je Quartal überwiesen bekommen, obwohl nur
wenige hundert "Sign"-Veranstaltungen stattgefunden hatten. Ein
detailliertes Reporting hätte diesen Widerspruch zeigen müssen.
EWE-Sprecher Daniel Waschow erwiderte per Mail, sein Unternehmen sei stets
darüber informiert gewesen, "wie unsere Mittel eingesetzt werden. Prevent
stellte uns monatlich eine sehr umfangreiche Auswertung der Arbeit zur
Verfügung. Dazu gehört unter anderem: Evaluationsbögen der Workshops,
Übersicht über die Aktivitäten usw."
Dass EWE-Chef Brinker 2007 mit anderen Vorwürfen gegen das "Sign"-Projekt
konfrontiert wurde, belegt ein Schreiben der Comeniusschule in Oldenburg.
Sie zählte zu den mit Extra-Geld abgerechneten "Sign-Profilschulen". Weil
sie sich von der Agentur vereinnahmt fühlte und ihre Integrität in Gefahr
wähnte, teilte die Schulleitung der Agentur und dem
EWE-Vorstandsvorsitzenden Werner Brinker den Verzicht auf die
Zusammenarbeit mit Prevent mit.
In dem Schreiben werden auch Vorbehalte "hinsichtlich der Offenheit,
Transparenz, demokratischen Teilhabe und Fachlichkeit der Leitung und der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der agentur prevent GmbH" geäußert.
Von Brinker oder der EWE gab es keine Reaktion auf den Brief, sagt
Schulleiter Stephan Hagemann - und das, obwohl die Comeniusschule als eine
der wenigen "Profilschulen" innerhalb des "Sign"-Programms keine Schule
unter vielen war und die Vorwürfe nicht gerade harmlos.
Darauf sagte EWE-Sprecher Waschow, das Schreiben sei an die Agentur Prevent
adressiert gewesen, "an uns nur in CC" - also "zur Kenntnis und nicht in
Erwartung einer Reaktion". Das Unternehmen halte sich an die Standards im
Schriftverkehr und könne "nicht mit Gewissheit sagen, ob wir geantwortet
haben".
Man dürfe aber davon ausgehen, "dass das Thema bei EWE die entsprechende
Beachtung gefunden hat und sicherlich unter kritischer Berücksichtigung
auch in Gespräche mit der Agentur Prevent und Frau del Valle eingeflossen
ist".
28 Sep 2011
## AUTOREN
Felix Zimmermann
## TAGS
Spendenkrimi bei EWE
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