| # taz.de -- Stuttgart 21 im Landtag: Die Volksabstimmung kommt | |
| > Baden-Württembergs Landtag lehnte am Mittwochabend den Ausstieg aus dem | |
| > Finanzierungsvertrag mit der Bahn ab. Damit ist der Weg frei für die | |
| > Volksabstimmung. | |
| Bild: Medienwirksame Unterschrift: SPD-Finanzminister Schmid (links), Ministerp… | |
| STUTTGART dapd/dpa | Der baden-württembergische Landtag hat den Weg für | |
| eine Volksabstimmung über das umstrittene Bahnprojekt "Stuttgart 21" | |
| freigemacht. Die Mehrheit des Hauses lehnte am Mittwochabend das sogenannte | |
| Kündigungsgesetz ab, das einen Ausstieg des Landes aus dem | |
| Finanzierungsvertrag mit der Bahn vorsieht. | |
| Die Regierungsfraktionen beantragten im Anschluss eine Volksabstimmung. | |
| Nach Artikel 60 der Landesregierung wird dazu ein Drittel der Abgeordneten | |
| benötigt. Das Scheitern des Gesetzes war dafür die Voraussetzung und von | |
| der grün-roten Koalition, die bei "Stuttgart 21" gegensätzliche Positionen | |
| vertritt, beabsichtigt. | |
| Der Abstimmung war eine mit scharfen Angriffen und lautstarken | |
| Zwischenrufen durchsetzte Debatte vorausgegangen. Verkehrsminister Winfried | |
| Hermann (Grüne) betonte, die Bahn habe nun selbst eingeräumt, dass bei | |
| "Stuttgart 21" die Kostenobergrenze von 4,5 Milliarden Euro fast erreicht | |
| sei. Damit liefere sie selbst das Argument für einen Ausstieg. | |
| ## CDU fordert Klarheit über Ausstiegskosten | |
| Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Hauk erneuerte seine Kritik am Inhalt | |
| des Gesetzes und am Verfahren, durch das die grün-rote Landesregierung die | |
| Volksabstimmung auf den Weg bringe. Er forderte die Regierung auf, den | |
| Menschen im Vorfeld der Volksabstimmung "reinen Wein" über | |
| Schadenersatzforderungen, die verkehrlichen Nachteile durch den | |
| Projektabbruch und die Beeinträchtigungen bei der möglichen | |
| Kopfbahnhofsanierung einzuschenken. | |
| Mit Blick auf die Argumentation der Regierung, wonach "Stuttgart 21" | |
| deutlich teurer geworden und damit die Geschäftsgrundlage weggefallen sei, | |
| sagte Hauk: "Es gibt keine Kostensteigerung." Er rief die wahlberechtigten | |
| Baden-Württemberger auf, am 27. November zur Volksabstimmung zu gehen und | |
| dem Vertragsbruch eine Absage zu erteilen. "Sorgen Sie mit Ihrer Stimme für | |
| eine klare Entscheidung", appellierte der an die Bürger. | |
| ## Grüne rügen die Bahn | |
| Grünen-Energieexperte Daniel Renkonen hielt Hauk vor, er wolle die | |
| Kostensteigerungen nicht wahrhaben: "Die CDU-Fraktion kuscht vor der | |
| Deutschen Bahn AG." Mit "Stuttgart 21" habe sie sich ein gewaltiges Ei ins | |
| Nest gelegt und lenke jetzt von den eigenen Problemen ab. Die Bahn habe das | |
| Land beim Vertragsabschluss 2009 über die wahren Kosten im Unklaren | |
| gelassen. "Das ist der wahre Skandal. Allein dieses Vorgehen rechtfertigt | |
| die fristlose Kündigung des Vertrags", sagte Renkonen. FDP-Verkehrsexperte | |
| Jochen Haussmann hielt dagegen, die FDP sehe gar kein vertraglich | |
| legitimiertes Kündigungsrecht. | |
| SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel sagte, man habe gute Gründe zu glauben, | |
| dass der Kostenrahmen eingehalten werde. "Wir sind mitnichten an der | |
| Kostenobergrenze", sagte Schmiedel. Es seien 50 Prozent der Bauarbeiten und | |
| 90 Prozent der Tunnelbauten vergeben, dabei greife das vereinbarte | |
| Festpreissystem. | |
| Schmiedel verteidigte, dass seine Partei auf einer Volksabstimmung nach den | |
| Regeln der Verfassung beharrt habe und nicht dem Drängen der Grünen nach | |
| einer unverbindlichen Volksbefragung nachgegeben habe. "So wie wir Regeln | |
| haben für Gesetze, gelten auch bei der Volksabstimmung die Gesetze der | |
| Verfassung und die schreibt ein Quorum vor." | |
| Die Landesverfassung schreibt vor, dass bei einer Volksabstimmung ein | |
| Drittel der Wähler, also rund 2,6 Millionen Menschen, für ein Vorhaben | |
| stimmen muss, um zum Erfolg zu führen. Obwohl Beobachter es für | |
| unwahrscheinlich halten, dass diese Hürde übersprungen werden kann, zeigte | |
| sich Schmiedel zuversichtlich. "Da ist überhaupt nichts gegessen", sagte | |
| er. | |
| 28 Sep 2011 | |
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