# taz.de -- Kommentar Hamburger Zaunfräsen: Beleidigter Rückzieher | |
> Zaunkönig Schreiber hat nicht mal mehr in der eigenen Partei Rückhalt. | |
Bild: Der Zaun ist weg, aber was ist mit Bezirksfürst Schreiber? | |
Der Zaun ist weg. Was bleibt, ist die Frage: Was hat Markus Schreiber, | |
SPD-Bezirksamtsleiter in Hamburg-Mitte, als nächstes im Sinn? Dass er, auf | |
hohen Druck von Bürgerschaft, Senat und Medien, den Zaun am | |
Freitagnachmittag hat absägen lassen, bedeutet ja mitnichten Einsicht und | |
Umkehr. Klar ist: Schreiber wird seine Vertreibungspolitik fortsetzen. Dass | |
er den Bahnhofsvorplatz als Nächstes von Punks und Obdachlosen säubern | |
will, hat er ja schon angekündigt. | |
Er kann auch gar nicht anders. Schreiber ist der Sheriff von Hamburg-Mitte, | |
das ist sein Profil, das er sich zugelegt hat. Politischen Rückhalt erhält | |
er mittlerweile nicht einmal mehr von seiner eigenen Partei. Er könne "als | |
kleiner Bezirkschef" nicht gegen die ganze Welt kämpfen, waren seine | |
beleidigten Worte, die die Entscheidung begründen sollten. Sein Profil ist | |
also alles, was ihm bleibt. Solange es Schreiber gibt, wird es Zäune geben. | |
Fragt sich nur, in welcher Form. | |
Für unsereins mag es wie eine verkehrte Welt wirken, wenn ein | |
SPD-Bezirksamtsleiter Obdachlose vertreibt und vom | |
CDU-Fraktionsvorsitzenden und Ex-Sozialsenator dafür eine scharfe Rüge | |
kassiert. In Schreibers Welt aber wiegt das "S" seiner Partei offenbar | |
nicht so schwer wie seine Profilneurose. | |
Etwas Gutes hat er, gänzlich unfreiwillig, dann doch bewirkt: Es wird | |
wieder geredet über die fast 1.000 Obdachlosen in der Stadt - und in ihrem | |
Sinne demonstriert. | |
30 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Emilia Smechowski | |
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Obdachlose: Zaun weg, Zank bleibt | |
Am Freitagnachmittag wurde der Stahlzaun, der in Hamburg-St. Pauli | |
Obdachlose und Punks vor dem Übernachten unter einen Brücke abhalten | |
sollte, weggeflext. |