# taz.de -- CSU-Parteitag: Schwarzer Peter light | |
> Bei der Wahl zum CSU-Vize auf dem Parteitag unterlag Euroskeptiker | |
> Gauweiler nur knapp Verkehrsminister Ramsauer. Parteichef Horst Seehofer | |
> erzielte ein besseres Ergebnis als 2009. | |
Bild: Handshake nach Abstimmung: Peter Ramsauer (r.) und Peter Gauweiler. | |
NÜRNBERG afp | Der Euro-Skeptiker Peter Gauweiler ist denkbar knapp mit | |
seiner Kandidatur als Vize-CSU-Chef gescheitert. Auf dem CSU-Parteitag in | |
Nürnberg entfielen am Samstag in einer Kampfabstimmung mit | |
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer 419 Stimmen auf Gauweiler und 440 | |
Stimmen auf Ramsauer. CSU-Chef Horst Seehofer, der sich ohne Gegenkandidat | |
zur Wiederwahl gestellt hatte, konnte sein Ergebnis leicht verbessern. | |
Gauweiler hatte überraschend seine Kandidatur erklärt, der CSU-Vorstand | |
hatte zuvor vier andere Bewerber für die vier Vize-Posten benannt. Weil | |
Gauweiler sowohl vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe als auch im | |
Bundestag gegen den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der | |
Euro-Schuldenkrise vorgegangen war, hatten manche im Falle einer Wahl | |
Gauweilers einen Kurswechsel der CSU hin zu mehr Europa-Kritik erwartet. | |
Zum Auftakt des CSU-Parteitags am Freitag hatte Seehofer ein klares | |
Bekenntnis seiner Partei zur europäischen Idee abgegeben. | |
Gauweiler reagierte gelassen auf seine Niederlage gegen Ramsauer: "Er hat | |
gewonnen, ich habe verloren, das ist das politische Spiel." Zu Angaben aus | |
Parteikreisen, die CSU-Führung habe mit Nachdruck bei den Delegierten für | |
Ramsauer geworben, wollte Gauweiler nichts sagen. | |
In seiner Bewerbungsrede vor den Delegierten hatte Gauweiler den Eindruck | |
erweckt, Ramsauer habe sich mit Zugeständnissen bei Straßenbauprojekten die | |
Zustimmung von Mandatsträgern gesichert. Er könne "keinen einzigen | |
Kilometer" anbieten, sagte Gauweiler. | |
Bei der Wiederwahl als CSU-Chef erreichte Seehofer sein Ziel, besser | |
abzuschneiden als 2009. Von 831 gültigen Stimmen erhielt er 747, 84 | |
Delegierte votierten gegen ihn. Dies bedeutete eine Zustimmung von 89,9 | |
Prozent gegenüber 88,1 Prozent vor zwei Jahren. In der CSU gelten | |
Ergebnisse von unter 90 Prozent als mäßig und Dämpfer - so hatte etwa | |
Edmund Stoiber 2005 noch 93,1 Prozent geholt und 2003 knapp 97 Prozent. | |
## "Bayern geht's so gut wie nie" | |
Seehofer hatte zuvor in einer Grundsatzrede die Erfolge der bayerischen | |
Politik hervorgehoben. "Bayern steht so gut da wie noch nie zuvor in seiner | |
Geschichte." Dies müssten die CSU-Mitglieder vor Ort den Menschen sagen. Er | |
appellierte an seine Partei, eine "Koalition mit den Bürgern" einzugehen. | |
Offensiv attackierte Seehofer den SPD-Spitzenkandidaten für die | |
Landtagswahl 2013, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, ohne aber | |
dessen Namen zu erwähnen. München verdanke seine gute Position | |
Investitionen des Freistaats. "Mit fremdem Geld lässt sich gut stinken", | |
sagte Seehofer. Auch den womöglich als SPD-Kanzlerkandidat bereitstehenden | |
Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück griff Seehofer scharf an. Dieser | |
habe in drei Jahren als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen 20 | |
Milliarden Euro neue Schulden gemacht. "Steinbrücks NRW, das ist | |
Griechenland und nicht Bayern." | |
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles erklärte, in der CSU gehe erkennbar die | |
Angst vor dem Machtverlust um. Seehofer und sein Generalsekretär Alexander | |
Dobrindt hätten deshalb "mit populistischen Tönen in der Europapolitik | |
gezündelt. Das ist einer Regierungspartei unwürdig." Grünen-Chefin Claudia | |
Roth kritisierte das "doppelbödige Bekenntnis der CSU zu Europa" und warf | |
den Christsozialen einen "schwindelerregenden Zickzackkurs" vor. FDP-Chef | |
Philipp Rösler erklärte auch mit Blick auf die anstehenden Entscheidungen | |
zu Europa, er schätze Seehofer als "konstruktiven Partner". | |
9 Oct 2011 | |
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