# taz.de -- Letzter Spieltag der EM-Qualifikation: Schland schlägt Belgier | |
> Endlich, der erste Titel für Jogi Löw: Deutschland ist | |
> Qualifikations-Europameister. Mit 3:1 fertigten die Deutschen Belgien ab. | |
> In den restlichen Spielen gab es zwei Überraschungen. | |
Bild: Die drei deutschen Torschützen: Özil (l.), Gomez (M.) und Schürrle. | |
DÜSSELDORF/BERLIN dpa | Qualifikations-Europameister sind die deutschen | |
Fußballer nach dem Abschlussfest gegen Belgien schon. Zehn Siege in zehn | |
Spielen - das gab es im Kampf um ein Turnier-Ticket noch nie in der | |
DFB-Historie. Und das schaffte in der Ausscheidung um die EM-Teilnahme 2012 | |
in Polen und der Ukraine auch kein anderes Team in Europa. "Es ist eine | |
tolle Leistung über 14 Monate nach einer schwierigen WM", jubelte Joachim | |
Löw nach dem 3:1 (2:0) der jungen deutschen Nationalmannschaft gegen | |
Belgien, das einen eindrucksvollen Schlusspunkt unter eine herausragende | |
EM-Qualifikation setzte. | |
Nur Erzrivale Spanien, am Dienstagabend 3:1-Sieger über Schottland, kann | |
neben Deutschland eine weiße Qualifikations-Weste vorweisen. Allerdings | |
musste der Welt- und Europameister nur acht Partien bestreiten. Im Sommer | |
2012 wollen Joachim Löw und sein Team die Spanier stürzen. Doch der | |
Bundestrainer will von einem Alleingang der beiden Ausnahmeteams nichts | |
wissen: "England und Portugal werden besser sein als bei der letzten WM in | |
Südafrika, auch Frankreich. Spanien und wir werden nicht allein die | |
Hauptrolle spielen. Wenn man den Titel gewinnen will, muss man auch andere | |
Hürden nehmen." | |
Wie sie das bewerkstelligen wollen, demonstrierte die deutsche Mannschaft | |
gegen tapfer kämpfende Belgier. Vor 48.483 Zuschauern wurde nach | |
schüchternem Beginn das Tempo deutlich erhöht, drei Traumtore waren der | |
Lohn: Mesut Özil (30. Minute), André Schürrle (33.) und der sechsfache | |
Qualifikationstorschütze Mario Gomez (48.). Marouane Fellainis (86.) | |
Anschlusstor kam für die Gäste zu spät. "Wir waren gefährlich nach vorn in | |
allen Aktionen, das war der Schlüssel. Eine neu formierte Mannschaft - das | |
macht im Moment nichts aus. Wir sind gut gerüstet", sagte Thomas Müller. | |
"Wir wollten mit zehn Siegen über die Ziellinie, weil man sich mit jedem | |
Sieg gewissen Respekt verschafft", sagte Löw, der nun in den Monaten bis | |
zum Start des EM-Turniers am 8. Juni 2012 die Aufgabe hat, aus dem | |
titelreifen Personal einen Champion zu formen. "Andere Länder sehen, wir | |
lassen jetzt nicht nach. Die Mannschaft ist stark und hungrig. Wie das die | |
Mannschaft absolut konsequent durchgezogen hat, das ist aller Ehren wert", | |
schwärmte Löw. | |
Doppelt frohlockte Özil, der an allen drei Toren beteiligt war. "Ich freue | |
mich auch für die Türkei, dass sie den Relegationsplatz geschafft hat. Ich | |
habe viele Freunde, die zur Türkei halten", erzählte der in Gelsenkirchen | |
geborene Filigrantechniker. Am wichtigsten für Real-Star Özil aber ist: "Es | |
wird Zeit, dass Deutschland mal Europameister wird." | |
## Portugal muss in die Relegation | |
Dank eines fragwürdigen Elfmeters hat Frankreich als letztes Team die | |
direkte Qualifikation für das Turnier in Polen und der Ukraine. Neben der | |
"Équipe tricolore" qualifizierten sich auch Griechenland, Russland, | |
Schweden und Dänemark direkt für die EM. In die Relegation müssen Kroatien, | |
Portugal, Irland, Tschechien, Bosnien-Herzegowina, die Türkei, Montenegro | |
und überraschend auch der Weltranglisten-58. Estland. | |
Am letzten Quali-Spieltag machten es vor allem die Franzosen und die | |
Griechen spannend. Beim 1:1 (0:1) gegen die Bosnier erlöste Samir Nasri | |
(78.) den früheren Welt- und Europameister mit einem umstrittenen Elfmeter, | |
nachdem Edin Dzeko die Gäste in Führung gebracht hatte (40.). Die ohne | |
Bayern-Star Franck Ribéry angetretenen Hausherren vermieden damit nach der | |
WM-Schwach 2010 den nächsten Rückschlag. | |
Auch Griechenland musste in Georgien für den 2:1 (0:1)-Sieg lange ackern. | |
Erst elf Minuten vor dem Ende gelang dem Europameister von 2004 der | |
Ausgleich durch Giorgos Fotakis (79.). Ex-Bundesliga-Profi Angelos | |
Charisteas (85.) sicherte schließlich den Sieg für das Team von Fernando | |
Santos, das seit 16 Spielen ungeschlagen ist. Kroatien durfte nur kurz von | |
der Qualifikation träumen: Trotz des 2:0 (0:0) gegen Lettland durch die | |
Tore von Eduardo (66.) und Wolfsburg-Stürmer Mario Mandzukic (72.) müssen | |
die Kroaten in die Playoffs. | |
Portugal hatte die Qualifikation selbst in der Hand, unterlag aber Dänemark | |
1:2 (0:1) und muss nun bangen. Die Elf von Trainer Morten Olsen war in | |
Kopenhagen das tonangebende Team und wurde durch Tore von Michael | |
Krohn-Dehli (13.) und Nicklas Bendtner (63.) belohnt. Cristiano Ronaldos | |
(90.+2) Anschlusstreffer kam zu spät. | |
## "Tre Kronor" besiegen Niederländer | |
Für eine Überraschung sorgten die Schweden. Beim 3:2 (1:1) fügten die | |
Skandinavier den Niederländern die erste Pleite in dieser Quali zu. | |
Sebastian Larsson und Ola Toivonen brachten die Platzherren in Stockholm | |
mit einem Doppelschlag innerhalb von zwei Minuten auf den richtigen Weg. | |
Als bester Gruppenzweiter sind die "Tre Kronor" im nächsten Jahr in Polen | |
und der Ukraine dabei. | |
Sensationell in die Playoffs geschafft haben es die Esten, die von der | |
überraschenden 0:1 (0:1)-Niederlage Serbiens in Slowenien profitierten. Die | |
Serben vergaben in Maribor sogar einen Elfmeter. Italien, das bereits als | |
Gruppensieger feststand, bezwang Nordirland 3:0 (1:0). | |
Auch die Türken konnten ihr Glück kaum fassen. Die Kicker vom Bosporus | |
hatten in Istanbul beim 1:0 (0:0) über das von Berti Vogts trainierte | |
Aserbaidschan mehr Mühe als erwartet. Erst in der 60. Minute gelang Burak | |
Yilmaz der Siegtreffer. Dank deutscher Schützenhilfe kletterte das Team von | |
Guus Hiddink in der Gruppe A auf Platz zwei. Belgien blieb nach dem 1:3 | |
(0:2) gegen Deutschland nur der dritte Platz. Österreich verpasste einen | |
versöhnlichen Quali-Abschluss und kam in Kasachstan nicht über ein 0:0 | |
hinaus. | |
Für Russland waren die letzten drei Punkte zur EM-Teilnahme nur Formsache: | |
Gegen Andorra feierte die Auswahl von Coach Dick Advocaat ein klares 6:0 | |
(4:0) und verteidigte souverän den ersten Tabellenplatz der Gruppe B. Im | |
direkten Duell um Rang zwei verpasste Armenien den Coup: Die ehemalige | |
Sowjetrepublik, die sich noch nie für ein großes Turnier qualifizieren | |
konnte, unterlag in Irland 1:2 (0:1). Die Mannschaft von Coach Giovanni | |
Trapattoni darf damit in den Playoffs weiter auf die Teilnahme an der | |
Endrunde hoffen. | |
12 Oct 2011 | |
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