# taz.de -- Unis in den Sozialen Netzwerken: Erst Facebook, dann die Homepage | |
> Die deutschen Universitäten tasten sich an Facebook heran. Die meisten | |
> sind in dem sozialen Netzwerk schon vertreten und nutzen es vor allem als | |
> Service-Plattform. | |
Bild: Informationen über Studenpläne, Semesterbeiträge und Sportprogramme: S… | |
BERLIN taz | „6.602 Personen gefällt das“ steht auf dem Facebook-Profil der | |
Uni Erlangen-Nürnberg. Insgesamt hat die Friedrich-Alexander Universität | |
mehr als 30.000 Studenten. „Das sind über 20 Prozent“, freut sich Bettina | |
Spiegel aus der Pressestelle, die das offizielle Profil der Hochschule in | |
dem sozialen Netzwerk betreut. Außer der TU München hätte sie noch keine | |
Uni gefunden, die auf Facebook so viele Fans habe, sagt Spiegel. | |
Durchkämmt man das soziale Netzwerk, entsteht der Eindruck, dass es keine | |
Hochschule gibt, die dort nicht vertreten ist. „Jede Uni ist auf Facebook“, | |
bestätigt Elisabeth Hoffmann vom Bundesverband Hochschulkommunikation. Denn | |
von allen größeren Einrichtungen erstelle das Netzwerk automatisch ein | |
Profil. Dieses werde dann mit allgemeinen Informationen aus der | |
Online-Enzyklopädie Wikipedia gefüttert. „Nur manche Unis nutzen aktiv ein | |
eigenes Profil“, sagt Hoffmann. | |
Dass die Freiburger Albert-Ludwigs-Universität das noch nicht tut, ist | |
unschwer zu erkennen. Der Besucher erfährt auf deren Facebook-Profil zwar, | |
dass der österreichische Erzherzog Albrecht VI. die Uni 1457 gegründet hat | |
– Neuigkeiten über den Campus oder Infos, um den Uni-Alltag zu bestreiten, | |
finden sich aber nicht. „Wir arbeiten derzeit an einer zentralen Strategie | |
und erstellen Social Media-Guidelines“, sagt Reiner Fuest. Er ist Leiter | |
der Stabstelle Marketing und Wissensmanagement der | |
Albert-Ludwigs-Universität. | |
## Die Uni kann nicht mit einer Stimme sprechen | |
Die Schwierigkeit bei der Nutzung von Facebook, Twitter und Co. sei, dass | |
der einzelne Nutzer verschiedene Rollen einnehmen könne: „Bin ich da als | |
Privatperson oder Dozent unterwegs? Muss ich vorher fragen, bevor ich etwas | |
poste?“- seien Fragen, welche die Richtlinien beantworten sollen. Einen | |
zentralen Account der Uni Freiburg werde es jedoch nicht geben. Lehrstühle, | |
Dozenten oder Fachschaften sollen wie bisher ihr eigenes Profil pflegen. | |
„Die Uni kann nicht mit einer Stimme sprechen, dazu ist sie zu vielfältig“, | |
urteilt Fuest. | |
Eine Stimme der Albert-Ludwigs-Universität ist Alexander Bühl. Der | |
Skandinavistik-Student betreut zusammen mit Kommilitonen eine | |
Facebook-Gruppe für seinen Studiengang. Events und wichtige Termine werden | |
genauso gepostet wie Einladungen zum „skandinavischen Stammtisch“. Eine | |
solche Gruppe sei das richtige Instrument, „um Informationen gezielt und | |
kompakt an die gewünschte Zielgruppe zu bringen“, sagt Alexander. | |
Von seiner Uni wünscht er sich ein Profil auf Facebook, über das | |
Ankündigungen und Veranstaltungen schnell öffentlich gemacht werden. Und | |
dass man dort direkte Anfragen an die Studienberatung richten kann, das | |
wünscht er sich auch. Das bringe Vorteile – für die Uni genauso wie für den | |
Student: „Da bei Facebook jeder die geposteten Fragen und Antworten lesen | |
kann, muss ein und dieselbe Frage nicht jedesmal aufs Neue beantwortet | |
werden“, sagt Alexander. | |
Dieses Angebot macht die Uni Erlangen-Nürnberg ihren Studierenden bereits | |
jetzt: „Es ist wirklich nervig, keinen aktuellen Studentenausweis zu | |
haben“, steht auf der Pinnwand des Uni-Profils. Und eineinhalb Stunden | |
später wird die Antwort gegeben: die Ausweise seien bereits auf dem Postweg | |
– sogar ein Link wird angegeben, über den man sich zur Not eine | |
Immatrikulationsbescheinigung herunterladen könne, wenn früher ein Nachweis | |
über die Einschreibung gebraucht werde. | |
## Direkte, unkomplizierte Kommunikation | |
„Wir sehen Facebook als zusätzliche Service-Plattform für die Studierenden | |
an“, sagt Bettina Spiegel, die sich um den Uni-Account kümmert. Gepostet | |
würden Informationen zur Einschreibung oder zur Zusammenstellung der | |
Stundenpläne, Erinnerungen an Semesterbeiträge oder das Sportprogramm. | |
Fragen von Studierenden beantworte sie selbst oder verweise mit einem Link | |
zum richtigen Ansprechpartner. Die Studenten würden eben zuerst auf | |
Facebook klicken, bevor sie die Website der Uni besuchen, meint Spiegel. | |
Vielleicht sei das ein wenig Faulheit, „aber gerade Erstsemester sind | |
überfrachtet mit Informationen und kennen sich noch nicht auf der | |
Uni-Homepage aus.“ | |
Mi Chi – so lautet das Facebook-Pseudonym der Studentin – greift gerne auf | |
diesen Service der Friedrich-Alexander Universität zurück: „Ich finde toll, | |
dass man eine Frage posten kann und nicht viel später eine Antwort erhält“, | |
schreibt die Lehramtstudentin. Von diesem schnellen Feedback lebt die | |
direkte und unkomplizierte Kommunikation über das Soziale Netzwerk. | |
Auf Facebook dürfe man „Sachen nicht tagelang stehen lassen“, findet auch | |
Olaf Kaltenborn. Wenn man dort – wie seine Uni – ein eigenes Profil habe, | |
sagt der Pressesprecher der Goethe Universität in Frankfurt am Main, | |
bedeute das einen personellen Zusatzaufwand: „Wir haben einen extra | |
Webredakteur, der sich um die Seite kümmert, sagt Kaltenborn. Aber manchmal | |
würden sich Studenten auch untereinander auf die geposteten Fragen | |
antworten. Das sei dann Hilfe zur Selbsthilfe und „das macht Social Media | |
ja aus." | |
14 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Cordula Sailer | |
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