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# taz.de -- Campino über Fortuna Düsseldorf: Erstligareif wie lange nicht mehr
> Campino und die Toten Hosen haben ihren Lieblingsclub lange finanziell
> unterstützt. Jetzt hofft der Sänger, dass der Erfolg seines Lieblings-
> Klubs anhält.
Bild: Für Fortuna Düsseldorf geht es wieder aufwärts.
taz: Herr Frege, erinnern Sie sich noch an das letzte Erstligaspiel der
Fortuna?
Campino: Das muss ja Jahrzehnte her sein! Ich bin mit der Fortuna durch die
Niederungen der dritten und vierten Liga gegangen, da habe ich nicht so
genau mitgezählt, wie viele Jahre seitdem vergangen sind.
Es war 1997 gegen den HSV.
Es wäre an der Zeit, dass die Fortuna auch mal wieder gegen Bayern oder
Dortmund spielt.
Ist Fortuna schon erstligareif?
Zum jetzigen Zeitpunkt scheint die Fortuna erstligareif wie schon lange
nicht mehr. Die Vereinsführung ist fantastisch derzeit. Mittlerweile
besitzt man dort ein gebührendes Maß an Bescheidenheit. Viele Formen von
Größenwahn waren seinerzeit für den Niedergang verantwortlich. Das ist eine
Politik der kleinen Schritte, da dreht keiner gleich durch. Wenns so
bleibt, werden wir viel Freude an der Mannschaft in dieser Saison haben.
Ihre Band hat ja der Fortuna auch finanziell unter die Arme gegriffen.
Der Wiederaufbau ist gelungen. Die Fortuna ist derzeit ein sanierter und
finanziell gesunder Verein, wirtschaftlich bewegt man sich wieder in
Dimensionen, wo wir mit dem Geld der Toten Hosen gar nicht mehr mithalten
könnten. Das steht alles auf festen Füßen. Aber ich will das jetzt gar
nicht so laut proklamieren, das ist auch gar nicht nötig. Erst einmal geht
es darum, das Niveau so hoch zu halten.
Wenn eine Mannschaft ein halbes Jahr in der Liga ungeschlagen bleibt,
werden solche Stimmen natürlich schnell laut.
Ich will aber auch nichts bremsen! Das passt schon alles gerade.
Sind Sie immer noch nah dran an der Mannschaft?
Wir hängen nicht dauernd beim Training rum und stören die Abläufe, aber
ein-, zweimal im Jahr gehen wir mit der Mannschaft zusammen essen. Der
Kontakt zur Fortuna ist eng, das ist recht familiär.
Wie ist denn Ihr Eindruck vom Team? Hat man mit Maximilian Beister
vielleicht das Talent im Team, das für den Aufstieg mitentscheidend sein
könnte?
Dass der Beister in dieser Saison so durchstartet, jetzt auch im
U21-Nationalteam, ist ein großes Glück. Er ist ja leider nur vom HSV
geliehen.
Was zeichnet die Mannschaft noch aus?
Vor allem der Sturm ist traumhaft gerade - mit Thomas Bröker und Sascha
Rösler haben wir da ein Top-Duo. Als Martin Harnik 2010 nach Stuttgart
ging, hat man gedacht, der ist nicht zu ersetzen, mittlerweile ist das aber
kompensiert worden.
Also leistet der Verein eine gute Transferpolitik?
Ja, das fügt sich jetzt langsam alles zusammen. Man hat auch noch ein paar
Talente in der Hinterhand wie den vom FC Liverpool ausgeliehenen Villyan
Bijev, der bisher nur in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurde. Der ist
erst 18 und hat Riesenpotenzial.
Aber an Transfers beteiligt sich Ihre Band nicht mehr?
Nee, das ist ja schon ne Weile her. Damals haben wir Geld für nen Spieler
auf unserer Tournee eingespielt. Dann haben wir uns seinerzeit mit dem
Verein auf Anthony Baffoe geeinigt.
Würden Sie für die erste Liga noch mal einen spendieren?
Solange der Verein gesund ist, hoffen wir mal, dass die das selbst
hinkriegen. Sollte die Fortuna wirklich aufsteigen, wären auch mal andere
dran. Dann würde ich hoffen, dass die Firmen hier vor Ort einsteigen. Es
ist ja nicht so, dass es die nicht gäbe. Die haben sich nur über Jahre
hinweg zurückgehalten. Die Toten Hosen kommen eher dann, wenn es gilt, die
Beerdigung zu verhindern.
Davon ist man ja im Moment weit entfernt.
Eben. Und was den Etat betrifft, liegt man eher im Zweitliga-Durchschnitt,
von daher kann man das Sportliche gar nicht hoch genug bewerten.
Kommen wir mal zum heutigen Zweitliga-Spitzenspiel zwischen St. Pauli und
der Fortuna. Zwischen beiden Klubs gibt es sehr viele Parallelen, oder?
Ja, in Düsseldorf war es so, dass sich durch die Dritt- und Viertliga-Zeit
ein ganz anderes Fan-Dasein herausgebildet hat. Die Identifikation mit dem
Verein wurde eher stärker dadurch. Da hat sich ein Kern herausgebildet, der
sich aktiv und gestaltend in Fanbelange eingemischt hat. Das war zu jener
Zeit bei St. Pauli sicherlich ähnlich. Das Bewusstsein für die Tradition
des Fußballsports ist auf jeden Fall in beiden Fanszenen recht groß.
Und beide Fanszenen rücken vielleicht auch sportpolitische Fragen in den
Vordergrund?
Da ist die Fortuna aber noch nicht da, wo St. Pauli ist. Die sind da schon
federführend. Es hat ja auch kein normaler Mensch was gegen St. Pauli.
Solange wir aufsteigen, darf St. Pauli gern auch aufsteigen.
16 Oct 2011
## AUTOREN
Jens Uthoff
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