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# taz.de -- Protest gegen Finanzwirtschaft: Occupy Hauptmann-Platz
> Rund ein Dutzend Aktivisten der Occupy-Bewegung campieren vor der
> HSH-Nordbank in der Innenstadt. Zuspruch erhalten sie von Polizei und
> Bankern, nicht aber vom Bezirksamt Mitte.
Bild: In der Theorie geben ihnen viele recht, wer sich den Protestlern anschlie…
Er hätte schon den ganzen Tag mit Journalisten gesprochen, sagt der Mann
mit der Maske und ob man nicht mit einem anderen Besetzer reden könne. Etwa
ein Dutzend Leute campieren auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz vor der HSH
Nordbank und zumindest die Aufmerksamkeit der Presse ist ihnen sicher.
Nachdem am Sonntag rund 5.000 Menschen in Hamburg im Rahmen des "Occupy
Wall Street" - Besetzt Wall-Street - Aktionstags demonstriert hatten,
wollen nun einige so lange vor der Bank ausharren, bis sich tatsächlich
etwas verändert. Das kann lange dauern, so sagen die Besetzer selber.
Erschwerend kommt hinzu, dass sie bewusst jeweils nur für sich und nicht
für die ganze Gruppe sprechen. Nicht umsonst tragen einige von ihnen
Masken, die sie im Lauf des Gesprächs dann aber abnehmen.
Oft ist es das Papp-Gesicht von Guy Fawkes, dem Verschwörer, der versuchte,
das englische Parlament in die Luft zu sprengen, und dessen Konterfei viele
der US-Demonstranten trugen. Dabei betont Juan vor der HSH-Nordbank, dass
die Wurzeln des Protests nicht in den USA, sondern in Ägypten, Tunesien und
Spanien lägen. "In Madrid haben zuerst nur 50 Menschen protestiert", sagt
er. "Und jetzt am Wochenende waren es 500.000."
Dabei geht es aber nicht nur darum, die Gier des Finanzmarkts anzuprangern.
"Es geht um die Entwicklungsländer als Hauptleidtragende der Finanzkrise",
sagt Barbara, die in ihrer Mittagspause und nach Arbeitsschluss zu den
Protesten dazustößt. Und, grundsätzlicher noch: Juan und sie fühlen sich
durch die parlamentarische Demokratie nicht mehr vertreten, nicht durch die
Grünen, die Kriegseinsätzen zustimmen, nicht durch Abgeordnete, die von der
Basis nicht mehr zurückgepfiffen werden können. Was stattdessen kommen
soll? Die Antworten fallen verschieden aus. "Gegen Kapitalismus zu sein,
heißt nicht, dass wir für einen andern Ismus sind", sagt Barbara. "Wir sind
für etwas ganz Neues."
Überrascht sind die Camper von den nahezu einhellig positiven Reaktionen.
Das eine ist das Angebot des benachbarten Cafés, sie mit Strom zu
versorgen, und sind die Leute, die ihnen Kaffee vorbeibringen. Aber dass
die Polizei, die abends bei ihnen vorbeiguckt, gutes Gelingen wünscht, hat
sie doch überrascht. Und noch mehr, dass sie das Gleiche von Mitarbeitern
der HSH-Nordbank gesagt bekamen.
Juan hofft, dass sie in einer Woche schon zu Hundert auf dem Platz zelten
werden. Man habe ihnen erlaubt, bis zu Beginn des Weihnachtsmarkts Mitte
November auf dem Hauptmann-Platz zu bleiben. Das Bezirksamt Mitte scheint
die Hoffnung auf Hundert campierende Protestler jedoch nicht zu teilen. Man
sei ins Spiel gekommen, nachdem die Polizei eine Demonstration bis Mitte
November genehmigt, wegen der Sondernutzung jedoch das Amt angesprochen
habe, sagt Bezirksamtssprecher Lars Schmidt-von Koss. Diese Sondernutzung,
nämlich das Nutzen von Iglu-Zelten, hat das Bezirksamt nicht genehmigt.
Erlaubt sind nur zwei Pavillonzelte, die als Infostand benutzt werden.
Grund für das Verbot sei, dass der freie Durchgang im öffentlichen Raum
möglich sein müsse, sagt Schmidt-von Koss. Das habe man schließlich auch
bei früheren Anfragen immer so gehalten - auf Beispiele kann er sich jedoch
nicht besinnen.
17 Oct 2011
## AUTOREN
Friederike Gräff
## TAGS
Schwerpunkt Occupy-Bewegung
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