# taz.de -- Neues Integrationsgesetz in NRW: Migranten in die Ämter | |
> In Nordrhein-Westfalen sollen Integrationszentren künftig Einwanderer zu | |
> Bildung und Jobsuche beraten. Über das Gesetz herrscht noch Uneinigkeit. | |
Bild: Will mehr Einwanderer in Behörden: Integrationsminister Guntram Schneide… | |
BOCHUM taz | Als erstes Flächenland will Nordrhein-Westfalen MigrantInnen | |
mit einem Integrationsgesetz helfen. Kernstück des Entwurfs, den die | |
rot-grüne Minderheitsregierung von SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft | |
am Donnerstag zur ersten Lesung in den Düsseldorfer Landtag einbringt, sind | |
Kommunale Integrationszentren: Sie sollen besonders bei Schul- und | |
Ausbildungsabschlüssen und der Jobsuche unterstützen. | |
Außerdem sollen bestehende Gesetze etwa im Gesundheitswesen so angepasst | |
werden, dass künftig mehr Ärzte oder Altenpfleger die Kultur und Sprache | |
der MigrantInnen verstehen können. | |
Arbeits- und Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) hat zusätzlich | |
angekündigt, dass die Landesverwaltung künftig verstärkt MigrantInnen | |
einstellen will. Bisher sind nur zwei Prozent aller Beschäftigten im | |
öffentlichen Dienst Zuwanderer. Dabei besitzen von den über 18 Millionen | |
Einwohnern Nordrhein-Westfalens über 4 Millionen einen | |
Migrationshintergrund - das sind über 23 Prozent. | |
Grundsätzlich unterstützen alle im Landtag vertretenen Fraktionen | |
Schneiders Entwurf - schließlich hat in den Ballungszentren im Ruhrgebiet | |
und im Rheinland schon heute fast jedeR zweite Jugendliche einen | |
Migrationshintergrund. | |
Allerdings üben CDU und FDP wie die Linkspartei Kritik an den Details: Die | |
in Schneiders Etat zur Umsetzung vorgesehenen 14,1 Millionen Euro seien | |
völlig unzureichend, sagt der migrationspolitische Sprecher der Linken, Ali | |
Atalan. "Vor allem Flüchtlinge werden vom rot-grünen Teilhabegesetz | |
ausgeschlossen", klagt der Abgeordnete: "Sie müssen weiter in | |
Sammelunterkünften leben, sind von Abschiebehaft bedroht, besitzen keinen | |
gesicherten Aufenthaltsstatus", so Atalan zur taz. | |
## Hoffnung auf alle Fraktionen | |
CDU und FDP hingegen fordern, in dem Gesetz müssten verstärkte | |
Anstrengungen der MigrantInnen festgeschrieben werden. Zwar stehe der | |
Entwurf für eine "begrüßenswerte Willkommenskultur", sagt der | |
Integrationsexperte der FDP-Landtagsfraktion, Stefan Romberg. Nötig seien | |
aber auch ein "Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und | |
verstärkte Sprachbemühungen". "Das Fordern kommt zu kurz", moniert auch | |
Rombergs CDU-Pendant Michael Solf. | |
Die rot-grüne Landesregierung hofft trotzdem, das Gesetz mit Unterstützung | |
aller Fraktionen durch den Landtag zu bringen - schließlich ist es in NRW | |
seit über zehn Jahren Tradition, die Migrationspolitik nicht zur | |
parteipolitischen Profilierung zu nutzen. "Die Asylgesetzgebung ist Sache | |
des Bundes", hält Arif Ünal, der integrationspolitische der NRW-Grünen, der | |
Kritik der Linkspartei entgegen. Ein "grundsätzliches Problem" gebe es | |
dagegen mit der CDU: "Integration heißt nicht Anpassung an eine | |
Leitkultur." | |
20 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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