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# taz.de -- Greenpeace-Spektakel: Im Schatten der "Rainbow Warrior"
> Das neue Flagschiff der Greenpeace-Flotte ist auf seiner Jungfernfahrt in
> Hamburg eingetroffen. Unsere Reporterin fuhr hinterher.
Bild: Rainbow Warrior III: Das Schiff ist 58 Meter lang und erreicht nach Angab…
HAMBURG taz | Mitarbeiter von Greenpeace sind Frühaufsteher. Es ist sechs
Uhr morgens in Glückstadt. Es ist noch dunkel, es regnet und ist
ungemütlich kalt, trotz Winterjacke, Handschuhen und Wollmütze. Dennoch
liegt Spannung in der Luft: Heute wird das neueFlagschiff der
Greenpeace-Flotte, die "Rainbow Warrior III", auf ihrer Jungfernfahrt zum
Hamburger Hafen Glückstadt passieren.
Am Mittwochnachmittag war die Warrior III von der Fassmer-Werft in Berne
aus aufgebrochen, um über die Weser zur Nordsee zu fahren. Schon bald wird
sie an Glückstadt vorbeikommen.
Greenpeace-Mitarbeiter warten bereits in gelben Ganzkörperanzügen am
Hafenanleger. Wir, eine Gruppe von Journalisten, werden von ihnen in so
genannte "Floater" gepackt. Schön warm ist es da drin, dennoch kann ich
mich nun nur sehr träge bewegen. Ich fühle mich wie ein gelbes
Michelin-Männchen.
Die Überlebensanzüge schützen vor Auskühlung im Wasser und sorgen für
Auftrieb - falls jemand über Bord gehen sollte. Diese Befürchtung der
Umweltaktivisten ist nicht ganz unbegründet, denn die roten, aufblasbaren
Greenpeace-Schnellboote liegen schon abfahrbereit. Von der Rainbow Warrior
und dem Greenpeace-Schiff "Beluga II", ihrer Begleitung bis Hamburg, ist
noch nichts zu sehen.
"Etwas schneller bitte, wir sind spät dran", sagt eine dick eingepackte
Greenpeace-Mitarbeiterin. Es wird zur Eile gedrängt. Nun werden uns noch
aufblasbare Rettungswesten über die Schultern gelegt, dann kann es
losgehen.
Die beiden Schlauchboote sind sehr schnell, gut festhalten muss man sich,
um nicht über Bord geschleudert zu werden. Der Fahrtwind pfeift schneidend
um die Ohren - Wasser spritzt. Bei jeder kleineren Welle, über die wir
rasen, hebt sich das Boot kurz vom Wasser ab und platscht wieder hinunter.
Inzwischen ist es hell geworden. Auf der Elbe ist noch nicht viel los, nur
einzelne Frachtschiffe, beladen mit bunten Containern, sind in der Ferne zu
erkennen. Dann zeichnen sich vorm hellen Horizont langsam die
Greenpeace-Schiffe ab. "Rainbow Warrior, Rainbow Warrior, this is
Hurricane". Der Steuermann des roten Gummiboot-Flitzers nimmt Kontakt zur
Rainbow Warrior auf.
Stolz liegt sie im Wasser und bahnt sich ihren Weg die Elbe hinunter,
begleitet von ihrer kleinen Schwester Beluga II. Diese ist etwas kleiner
und wird als Fluss- und Küstenschiff auf europäischen Meeren und
Binnengewässern eingesetzt. Die Rainbow Warrior III soll als "grünes
Schiff" Umweltmaßstäbe setzen und wurde eigens für Greenpeace mit der
neuesten Technik ausgestattet. Sie soll das neue Kampagnenschiff der
Umweltorganisation werden.
Eine weiße Friedenstaube, die einen bunten Regenbogen nach sich zieht,
schmückt die grünlackierte Seite des Schiffs. Unübersehbar die typische
weiße Schrift: "Greenpeace", weiter oben dann der Name: "Rainbow Warrior
III".
Immer noch fahren wir neben dem Schiff her, während der Steuermann alle
erdenklichen Wünsche der Fotografen erfüllt. Mal näher ran, dann wieder
weiter weg, aber am liebsten mit der Industriekulisse im Hintergrund.
Auf Höhe des Atomkraftwerks Brunsbüttel zeigt sich ein kleiner Regenbogen
am wolkenbedeckten Himmel. Das Szenario wirkt wie bestellt: die graue,
trostlose Industrie auf der anderen Elbseite, die Sonne, die durch die
Wolken bricht, ein Regenbogen am Himmel und das neue Greenpeace-Schiff, das
ruhig daran vorbeizieht - Symbol für das Engagement für eine bessere Welt.
Die Auslöser klicken um die Wette.
Vom Schlauchboot aus dürfen wir an Deck der Beluga II, um die Rainbow
Warrior auf ihrer Jungfernfahrt bis nach Hamburg zu begleiten. Diese fährt
majestätisch vor uns her. Ihre Segel sind eingefahren, die Masten ragen
pyramidengleich in den morgendlichen Himmel, während nun sogar die Sonne
auf der Elbe glitzert.
Inzwischen sind weitere Schnellschlauchboote von Greenpeace aufgetaucht,
beladen mit gelb eingepackten Greenpeace-Aktivisten. Sie fahren
Schlangenlinien, bilden kleine Kreise, fahren hintereinander her. Ihre
Fähnchen mit der Aufschrift "Welcome" flattern im Fahrtwind. Die Rainbow
Warrior III pflügt durchs Elbwasser, während sich im Hintergrund langsam
das Hafenpanorama Hamburgs abzeichnet.
21 Oct 2011
## AUTOREN
Tiziana Maneljuk
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Greenpeace
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