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# taz.de -- Hoeneß und die Bayern-Niederlage: Ausgeschlafener Profi
> Hannover 96 zeigt mit einer wieder einmal gut koordinierten
> Mannschaftsleistung, dass es durchaus möglich ist, den FC Bayern München
> zu schlagen.
Bild: Entsetzen über die 2:1-Niederlage in Hannover bei den Bayern-Spieler Tho…
HANNOVER taz | Ihre Ratschläge für Sergio Pinto, diesen zumeist
angriffslustigen Profi von Hannover 96, waren voller Schärfe. "Ich würde an
seiner Stelle in die Kirche zur Beichte gehen", hatte Karl-Heinz Rummenigge
vorgeschlagen. Uli Hoeneß empfahl dem ungeliebten Pinto sogar, sich mit
seinen schauspielerischen Fähigkeiten in Los Angeles bei den
Oscar-Verleihungen vorzustellen. Pinto dazu: "Ich bin kein Schauspieler.
Und für den Rest kann ich nichts."
Das Scheitern einer Erfolgsmannschaft hatte seinen Ursprung in einer
bemerkenswerten Szene gefunden. Nach einem Foul von Rafinha war Pinto
direkt vor der Auswechselbank der Bayern theatralisch zu Boden gegangen.
Dass sich die Münchner Toni Kroos und Jerome Boateng danach Anfeindungen
gegen den am Boden liegenden Pinto genehmigten, hatte tumultartige Szenen
mit Schubsern gegen Spieler, Physiotherapeuten und den 96-Teamarzt zur
Folge.
Am Ende gab es ein Gelbe Karte gegen Christian Schulz und einen
Platzverweis für Boateng wegen einer Tätlichkeit gegen Schulz. Die
Erklärung für die Niederlage war geliefert. "Mit zehn Mann auswärts in
Hannover zu bestehen, das ist schwierig", sagte Torhüter Manuel Neuer.
Diese Mischung aus Gelassenheit und Ärger, mit der die Spieler des FC
Bayern ihre zweite Saisonniederlage hinnahmen, war fast ein wenig
wohltuend. Selbst ihr Trainer sah im Gegensatz zu den kratzbürstigen Herren
Hoeneß und Rummenigge keinen Anlass, aus der Haut zu fahren oder über die
Maßen zu schimpfen.
"Man muss vor einem Gegner wie Hannover Respekt haben. Die sind wirklich
gut sortiert und strukturiert", sagte Jupp Heynckes und war schlau genug,
die entscheidenden Fehler einer packenden Begegnung nicht öffentlich
anzuprangern. Der schwache Bayern-Kapitän Philipp Lahm hatte sich in der
23. Minute ein naives Foul an Steven Cherundolo geleistet, das mit dem 1:0
durch einen Foulelfmeter von Mohammed Abdellaoue bestraft wurde.
## Nur ein Ehrentreffer
Und Boateng ("Ich habe ihm gesagt, er soll aufstehen. Das war unsportlich")
war eben der Meinung, er müsse sich auf ein verbales Duell mit Pinto und
folgenschwere Schubsereien einlassen. In der 50. Minute hatten die Bayern
durch einen abgefälschten Schuss von Christian Pander auch noch das 0:2
hinnehmen müssen. Sie hatten sich trotz eines guten Auftritts mit einer
Mixtur aus Unvermögen und Mangel an Glück selbst ein Bein gestellt. Daran
konnte auch der späte Ehrentreffer von David Alaba (83.) nichts mehr
ändern.
Es ging um drei verlorene Punkte, so formulierte es Bayern-Star Bastian
Schweinsteiger, die ihnen so richtig wehtun. Es war aber auch ein
Ausrutscher des Tabellenführers, auf den viele Neider sehnsüchtig gewartet
hatten. "Solche Spiele und ein solches Ergebnis heizen die Liga an", sagte
96-Trainer Mirko Slomka voller Zufriedenheit über den Auftritt seiner
Mannschaft, deren Kollektiv erneut stärker als die individuelle Klasse der
Münchener Leistungsträger war.
Allein Nationalstürmer Mario Gomez hätte drei bis vier Tore erzielen
müssen. Aber der Torjäger und seine Kollegen waren immer wieder am Pfosten,
an der Latte und an Torhüter Ron-Robert Zieler gescheitert. Der Wutanfall
des Uli Hoeneß dürfte wieder einmal ein Ablenkungsversuch von den Schwächen
der Spieler gewesen sein. Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) war
natürlich schuld, Pinto sowieso.
"Wie der Pinto heute Nacht schlafen kann, ist mir ein Rätsel", hatte der
Hoeneß gefragt. Die Antwort gab Pinto gestern auf seine Art. "Ich habe gut
geschlafen, habe mich wunderbar erholt, und wir haben verdient gewonnen,
weil wir als Mannschaft aufgetreten sind."
24 Oct 2011
## AUTOREN
Christian Otto
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