# taz.de -- Kommetar Mindestlohn: Lernen von der Bundes-CDU | |
> In Berlin kippt Rot-Schwarz den Öffentlich geförderten | |
> Beschäftigungssektor. Währenddessen will die CDU im Bund mit einem | |
> Mindestlohn punkten. | |
Bild: Kellnern: Kein Zuckerschlecken und dann auch noch ein karger Lohn. | |
Wer arbeitet, soll davon leben können. Für diese Erkenntnis braucht es kein | |
rotes Parteibuch, sogar die Bundes-CDU hat inzwischen ein Einsehen. Zur | |
gleichen Zeit in Berlin, dem Mutterland des Mindestlohns: Rot-Schwarz kippt | |
den Öffentlich geförderten Beschäftigungssektor ÖBS. Und konterkarriert | |
damit ein klares Bekenntnis zur existenzsichernden Arbeit. | |
Das Prinzip ÖBS funktionierte ja so: Man nehme besonders schwer | |
vermittelbare Langzeitarbeitslose und gebe ihnen einen Job, der zwar | |
nützlich für die Gesellschaft, aber zu unwirtschaftlich für den freien | |
Markt ist. Zum Beispiel als Stadtteilmutter, Integrationslotse, | |
Mobilitätshelfer für Senioren und Behinderte. Weil sich das rot-rote Berlin | |
zum Mindestlohn bekannte, wurden auch die ÖBSler mit mindestens 7,50 Euro | |
die Stunde und rund 1.300 Euro im Monat bezahlt. | |
Die Berliner CDU fand den ÖBS schon immer abschaffenswürdig - zu teuer, zu | |
ineffektiv. Als alternatives Konzept zeichnet sich nun Folgendes ab: | |
Langzeitarbeitslose arbeiten in Jobs, die zwar nützlich für die | |
Gesellschaft, aber zu unwirtschaftlich sind. Etwa als Stadtteilmütter, | |
Integrationslotsen und Mobilitätshelfer. Das klingt bekannt? | |
Der Unterschied liegt im Detail: Wenn es nach der CDU geht, sollen die | |
Langzeitarbeitslosen weniger arbeiten und weniger verdienen als die ÖBSler. | |
Wenns zum Leben nicht reicht, werden sie eben zu Aufstockern. Mindestlohn | |
adé? Existenzsichernde Arbeit adé? Dazu lässt sich aktuell nur eine | |
Empfehlung ausprechen: Bloß nicht hinter die bundesdeutschen Erkenntnisse | |
zurückfallen. | |
31 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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