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# taz.de -- Berliner Hochschulpolitik: Unis werden noch weiblicher
> 28 Prozent der Professorenstellen sind von Frauen besetzt - deutlich mehr
> als vor acht Jahren. Wissenschaftssenator: Das ist ein Verdienst der
> Unis. CDU lobt Zöllner
Bild: Frauen spielen in der Professorenschaft eine immer wichtigere Rolle
Der Herr Professor? Ja, ihn gibt es noch, und er ist weit davon entfernt,
eine aussterbende Spezies zu sein. Die Frau Professorin aber ist auf dem
Vormarsch. Saß 2003 noch nicht mal auf jeder fünften Professur eine Frau,
ist das inzwischen auf fast jeder dritten der Fall. Das ist die Bilanz
einer Berufungspraxis, die am Dienstag der scheidende Bildungs- und
Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) vorstellte.
Nach seinen Zahlen gab es in den vergangenen fünf Jahren einen weitgehenden
Generationswechsel in der Hochschullandschaft. Seit Herbst 2006 wurden von
den über 2.700 Berliner Professorenstellen mehr als 1.000 neu besetzt. Zwei
von fünf Lehrenden auf dieser Ebene sind somit neu. Darunter fallen auch
156 auf sechs Jahre befristete Juniorprofessuren. Frauen machten 37 Prozent
aller Neuberufungen aus, im Jahr 2011 sogar 42.
Damit liegt Berlin beim Frauenanteil weit über dem Schnitt der deutschen
Hochschulen. Bundesweit nehmen nach den jüngsten, der Senatsverwaltung für
Wissenschaft vorliegenden Zahlen Frauen 18 Prozent der Professuren ein. In
Berlin sind es hingegen 28 Prozent, über die Hälfte mehr. Schon im Jahr
2003 lag Berlin über dem Bundesdurchschnitt, aber weit weniger deutlich als
heute.
Der dafür im Senat fachlich Verantwortliche gab sich bescheiden. "Das ist
primär ein Verdienst der Hochschulen und nicht des Senators", sagte
Zöllner, der gelegentlich von sich in der dritten Person spricht. Vom
wissenschaftspolitischen Sprecher der - noch - oppositionellen
CDU-Fraktion, Nicolas Zimmer, gab es Lob. "Was die Frauenförderung angeht,
sind wir in Berlin sicherlich führend", sagte er der taz. "Die besten
Gleichstellungsprogramme nützen nichts ohne eine entsprechende Kultur an
den Hochschulen", sagt Zimmer. Das ist zwar auch aus seiner Sicht an den
Hochschulen selbst gewachsen. Ganz außen vor sieht der CDU-Mann den Senator
dabei aber nicht: "Zöllner kann man bei allen inhaltlichen Differenzen
nicht nachsagen, dass er sich nicht engagiert um die Berliner Hochschulen
gekümmert hat - die Frage des Kulturwandels hat sicher auch etwas damit zu
tun."
Weiterhin aber sind Professorinnen im Hochschulbetrieb ungleich verteilt.
Im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik kam in
den vergangenen fünf Jahren laut Zöllner nur auf jede vierte neu besetzte
Stelle eine Frau. Bei den Sprach- und Kulturwisenschaften ging hingegen mit
51 Prozent die Mehrheit der Stellen an Frauen.
In einem Bereich sieht Zöllner besonderen Nachholbedarf. "Die auffallendste
Diskrepanz ist in der Medizin zu beobachten", sagte er. Dort stehe einem
hohen Anteil von Studentinnen ein eher kleiner Anteil von Professorinnen
gegenüber. Zöllner sieht dafür fachbedingte Gründe, ohne, wie er sagte,
andere Fachbereiche abwerten zu wollen. "Wenn Sie Professorin in der
Chirurgie werden wollen, können Sie das nicht in Heimarbeit machen", sagte
der Senator, "da müssen Sie Dienst im OP schieben."
1 Nov 2011
## AUTOREN
Stefan Alberti
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