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# taz.de -- Regisseur Silber über TV-Komödie: "In der Finanzwelt sind alle ko…
> Persönlich hält Regisseur Rolf Silber eine Quote für problematisch. So
> widmet sich seine Geschlechterkomödie "Männer ticken, Frauen anders"
> diesem Thema auch nur am Rande.
Bild: Frei wie ein Vogel? In der Welt der Frankfurter Hochfinanz wird mit harte…
taz: Herr Silber, in "Männer ticken, Frauen anders" geht es um Macht, den
Konkurrenzkampf der Geschlechter und um Rating-Agenturen. Wie sind Sie
darauf gekommen, sich an derart harte Kost zu wagen?
Rolf Silber: Der Impuls dafür ging von der Producerin Josephine Belke aus.
Mit ihr habe ich schon einen Film gemacht, der in der Frankfurter
Finanzwelt spielt. Erfolgreiche Frauen in der Wirtschaft - das Thema hat
uns interessiert: karrierebewusst, erfolgreich und trotzdem sympathisch.
Frauen, die sich gegen die Unverschämtheiten der Männer wehren müssen. Es
ist einfach eine Ungerechtigkeit, wenn Frauen rausgemobbt oder als Chefin
verhindert werden, obwohl sie die besser qualifizierten sind.
Es gibt im Film zwar fiese Kerle, aber der eigentliche böse Konkurrent,
Michael von Marck, kommt ganz schön sympathisch daher.
Wir wollten keine Dichotomien aufbauen, nach dem Motto: Weil unsere Heldin
im Rahmen des Erwartbaren gut ist und unsere Sympathie hat, müssen nun ihre
Gegner alle die letzten Drecksäcke sein. Viel spannender sind doch die
Kombinationen, in die Leute gesetzt werden.
Der Film spielt zwar in einer Frankfurter Rating-Agentur, aber über deren
Arbeit erfährt man nicht allzu viel. Was hat Sie am Thema Finanzwelt
interessiert?
Die Leute dort sind im Grunde genommen alle kostümiert, das ist natürlich
eine wunderbare Voraussetzung für einen Komödienautor. Mit ihrem Kostüm
oder Anzug ziehen sie sich morgens tatsächlich ein Kostüm an und ziehen
auch eine Charaktermaske über. Nach außen müssen sie immer signalisieren:
"Wir sind ganz zuverlässige, ganz tolle Gestalten.
Wir sind völlig unemotional, gehen nur nach objektiven Kriterien vor." Das
ist natürlich Quatsch und gar nicht durchzuhalten, und trotzdem versuchen
sie das und geraten dadurch in wunderschöne Widersprüche. Das Thema
Finanzwelt ist noch lange nicht auserzählt, das wird uns noch die nächsten
Jahre beschäftigen.
"Männer ticken, Frauen anders" ist eine Komödie mit Drama- und
Krimielementen. Konnten Sie sich nicht entscheiden?
Ich bin ein ganz großer Freund von Genremix. Unser Hauptinteresse aber war
es, diese Männer/Frauen-Geschichte zu erzählen. Und wir fanden, dass das
über die Komödie am besten funktioniert. Das war eine bewusste
Entscheidung, weil wir dadurch Leute an das ja doch sehr trockene Thema
Finanzwelt ranführen können. Und auch an die Problematik, wie ich eine Frau
sympathisch zeige, die sich in der Männerwelt nach vorne kämpfen will. Und
zwar ohne dass die dann sofort unter Zickenverdacht gerät.
Die Frauenquote ist im Film nur am Rande Thema. Wo bleibt der Bezug zur
aktuellen Debatte?
Wir haben ganz bewusst versucht, Begriffe wie Quote rauszulassen. Uns war
klar, dass wir nicht wissen können, wo die Diskussion steht, wenn der Film
fertig ist. Bei Vorlaufzeiten von vier Jahren kann man schlecht an aktuelle
Debatten anknüpfen. Deshalb haben wir versucht, es auf die emotionalere
Ebene zu reduzieren. Wir wollten auch keine Entscheidung darüber treffen,
ob die Frauenquote richtig ist oder ob es anderer Instrumente bedarf.
Ich persönlich halte eine Quote immer für problematisch. Wenn man genug
gesellschaftlichen und beruflichen Druck aufbaut, kommt die Sache auch in
Bewegung. Als ich anfing, Filme zu machen, gab es nur wenige
Fernsehregisseurinnen, inzwischen ist es relativ selbstverständlich, dass
fast die Hälfte aller Fernsehregisseure Frauen sind. Da redet keiner mehr
drüber.
Wollen Sie damit sagen, dass Gleichberechtigung eine natürliche
gesellschaftliche Entwicklung ist, die nur Zeit braucht?
Nein, ich glaube, dass man schon Druck machen muss. Ich denke, der
gesellschaftliche Druck und auch der Druck im Diskurs, in der sozialen,
kulturellen und politischen Diskussion, der ist stabiler, als wenn man es
über eine Quote bricht, die immer angreifbarer ist.
3 Nov 2011
## AUTOREN
Marie-Claude Bianco
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