# taz.de -- Kommentar Bürgerbeteiligung bei Großprojekten: Mehr als nur Wunsc… | |
> Es muss möglich sein, die Handlungsoptionen infrage zu stellen, wenn der | |
> Dialog mit den Bürgern keine Pseudoveranstaltung sein soll. | |
Bild: Aus Hamburg durch den ganzen Norden: Container ohne Ende | |
Nein, das stimmt nicht. Das Dialogforum zum Bau der Fehmarnbelt-Querung ist | |
keineswegs der Ausbund an Bürgerfreundlichkeit, zu dem norddeutsche | |
Politiker es jetzt erklären wollen. Denn dieser Dialog hat einen | |
Geburtsfehler: Es geht dort nur um das Wie, nicht um das Ob. Kürzlich wurde | |
in Hamburg durch einen runden Tisch ein Zaun unter einer Brücke wieder | |
entfernt: Das ist vorbildlich. | |
Dennoch ist es richtig, die Lehren aus Stuttgart 21 nun auf andere große | |
Infrastrukturprojekte zu übertragen. Wenn es aber nur darum geht, | |
Beschlossenes verdaulich zu machen, wird dieses Instrument keine große | |
Zukunft haben. Denn auf Dauer werden Betroffene sich nicht damit | |
zufriedengeben, Lärmschutzwände an Autobahnen grün anzustreichen. | |
Allerdings würde nach dem Prinzip des St. Florian immer alles überall | |
verhindert. Und bekanntlich sollte nicht mit den Fischen diskutieren, wer | |
angeln möchte. Dennoch muss es möglich sein, die Handlungsoptionen infrage | |
zu stellen, wenn der Dialog mit den Bürgern keine Pseudoveranstaltung sein | |
soll. | |
Und das bedeutet, dass Bürgerbeteiligung schon vor der ersten | |
Grundsatzentscheidung für ein Projekt erfolgen muss. Und sie darf sich | |
nicht im Ausfüllen von Wunschzetteln erschöpfen, sie braucht einen | |
rechtlich verbindlichen Rahmen. | |
Denn Akzeptanz kann weder verordnet noch hergestellt werden. Sie muss | |
wachsen. | |
4 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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