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# taz.de -- 10 schlaue Sätze über Masern: "Daran ist früher keiner gestorben"
> Das Robert-Koch-Institut vermeldet vermehrt Fälle von Masern, Ärzte raten
> dringend zur Impfung. Wir erklären, wie gefährlich der dunkelrote
> Ausschlag wirklich ist.
Bild: Nicht so schön bunt, aber sieht auch nach Streuselkuchen aus: Masern.
"Masern? Davor warnen die doch auch jedes Jahr." Nein, zuletzt 2006. Dieses
Jahr wurden bislang 1.573 Infektionen gemeldet. 2010 gab's im ganzen Jahr
bloß 780, 2009 nur 574 gemeldete Infektionen.
"Masern? Hatten wir früher auch, ist keiner dran gestorben." Nun,
wahrscheinlich doch. Ungefähr jeder tausendste Infizierte erkrankt
lebensgefährlich. Die Gehirnentzündung, die von Masern ausgelöst werden
kann, kommt bisweilen erst Jahre später und ist dann meist tödlich. Das war
auch schon so, als die Masern noch allgegenwärtig waren.
"Masern? Ich dachte, die wären schon längst ausgerottet." Bei uns nicht,
woanders schon - etwa in Amerika gelten die Masern als ausgerottet und
werden nur noch eingeschleppt.
"Wer die einmal hatte, kriegt sie doch sowieso nie wieder." Stimmt. In
aller Regel hält die Immunität ein Leben lang.
"Das gilt übrigens für alle Kinderkrankheiten." Nö. Windpocken oder Mumps
etwa können wiederkommen.
"So, du bleibst jetzt schön bei der Mama im Bett und wartest, bis das
Fieber wieder runtergeht." Nun, wenn die Infektion bereits da ist, muss das
meist reichen - mit Fiebersenkern und so weiter. Wobei viele Patienten
sicherlich nicht mehr bei Mama oder Papa liegen: Immer mehr Infizierte sind
junge Erwachsene.
"Alles Panikmache der Kinderärzte - die wollen bloß das Honorar für die
Impfung kassieren." An Impfungen ist nicht übermäßig viel zu verdienen - da
haben die Ärzte wahrhaftig andere Möglichkeiten. Die allermeisten Ärzte
aber raten dringend zur Impfung. Mit wechselndem Erfolg: Zwar haben rund 95
Prozent der Kinder zum Schulbeginn die Erstimpfung, aber nur noch rund 90
Prozent die Zweitimpfung. Aus medizinischer Sicht ist das bedenklich, zumal
durch die zugenommene Reisefreude mancher Ungeimpfte mit Masern im Gepäck
nach Hause kommt.
"Die Masern-Mumps-Röteln-Impfung ist heftig umstritten." Ist sie nicht. Die
einzige in einem ernstzunehmenden Fachblatt veröffentlichte Studie, die
1998 einen Zusammenhang zwischen Impfung und Autismus herstellte, wurde
längst von fast allen Autoren und 2010 auch vom Fachblatt selbst
zurückgezogen.
"Die Pharmaindustrie möchte wieder mal ihr Zeug loswerden." Die Impfstoffe
sind seit Langem dieselben - kein "Blockbuster" dabei, der mit Macht in den
Markt gedrückt werden müsste und die Börsen zum Tanzen brächte.
"Die Warnung kommt vom Robert-Koch-Institut? Wohl eine neue Kampagne, um
von der Ehec-Blamage abzulenken." Durchaus nicht. Das Robert-Koch-Institut
hat aktuell gar nichts gemeldet. Vielmehr hat die Boulevardpresse vom
Wochenende eine Geschichte über ein Mädchen im Wachkoma gebracht, das sich
mit Masern infiziert hatte, die Geschichte schaffte es auf diverse
Nachrichten- und Internet-Portale. Auf Nachfrage bekommt man dann den
Hinweis auf die ansteigenden Infektionen, oder, wie die Expertin vom
Robert-Koch-Institut betont gelassen sagt, "eine Reihe von
Ausbruchsgeschehen, wie üblich vor allem in Bayern und Baden-Württemberg".
8 Nov 2011
## AUTOREN
Ulrike Winkelmann
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