# taz.de -- Männer in die Kitas: Glückliche Erzieher mit Bärten | |
> Plakat-Kampagne wirbt für mehr Männer in Kitas. Ziel ist, den Anteil von | |
> neun auf 20 Prozent zu steigern. Junge Erzieher erzählen begeistert von | |
> ihrer Arbeit. | |
Bild: Bringt den Kindern "Beatboxen" bei: Erzieher Guido Höper. | |
Auf Bahnhöfen und Bussen werden uns in den nächsten Wochen vier junge | |
bärtige Männer anstrahlen, die für den Beruf des Erziehers werben. Das ist | |
Teil der von Bund und EU geförderten Kampagne "Mehr Männer in Kitas", an | |
der sich in Hamburg unter Federführung des Paritätischen | |
Wohlfahrtsverbandes 58 Kindertagestätten beteiligen. | |
Ziel des Modellprojektes ist, den Anteil männlicher Erzieher von derzeit | |
neun Prozent auf 20 Prozent zu steigern. | |
Der Auftakt fand am Donnerstag in der Kita "Die halben Meter" im | |
Eimsbütteler Henriettenweg statt, in der fünf Männer und zwei Frauen 48 | |
Kinder betreuen. Eine absolute Ausnahme. Bundesweit sind Kitas fest in | |
Frauenhand, der Männeranteil liegt bei 2,4 Prozent. | |
Es ginge hier nicht darum, die Arbeit der Frauen abzuwerten, sagt | |
Projektleiterin Sylke Känner. Aber es fehle den Kinder etwas, wenn man sie | |
"nur mit Frauen aufwachsen lässt". | |
Ein Ziel sei, die Geschlechterrollen zu reflektieren und zu entkrampfen. | |
"Ein Mann hat auch fürsorgliche Eigenschaften und eine Frau kann auch | |
Fußball spielen", sagt Känner. Das im März 2011 gestartete Projekt soll | |
auch konzeptionell arbeiten und die Geschlechtermischung unterstützen. | |
Am schwierigsten sei es, den ersten Mann in ein Team zu kriegen, sagt | |
Känner. "Wenn einer da ist, gibt es einen Sog." | |
Es sei Zufall, dass im Henriettenweg fünf Kollegen arbeiten, sagt Erzieher | |
Sebastian Hanisch. Aber auch als Mann allein unter Frauen sei es "nicht | |
schlimm". Man werde anerkannt "für das, was man macht". Zunächst hatte er | |
Elektriker gelernt, dann aber im Zivildienst gemerkt, dass er gern mit | |
Kindern arbeitet. "Heute bin ich glücklich", sagt der 30-Jährige. | |
Ähnlich erging es Guido Höper (23). Er war "Zivi" in einem Kulturzentrum. | |
"Da guckten jeden Morgen vier kleine Köpfe ins Büro." Das brachte ihn auf | |
die Berufs-Idee. | |
Erzieher, so das Motto der Kampagne, ist ein Beruf, in dem man viele | |
Talente einbringen kann. Höper zum Beispiel ist "Beatboxer". Das sei eine | |
Art Musik mit dem Mund zu machen, die Kindern beim Sprechenlernen hilft. | |
Er führt sein Hobby vor, lässt Trecker, Flugzeuge und Tiere erklingen. Die | |
Kita-Kinder hören gebannt zu. "So kann man Spaß haben, wenn man Langeweile | |
hat", sagt er am Ende. Darauf ein Kind: "Ist dir langweilig?" Alle lachen. | |
Aber sind Erzieher nicht schlecht bezahlt? Nicht schlechter als andere | |
klassische Jungsberufe, hält Känner dagegen. Ein Berufsanfänger verdiene | |
zwischen 1.950 und 2.100 Euro brutto. "Ich gehe nicht wegen dem Geld zur | |
Arbeit, sondern weil ich Freude haben will", sagt Hanisch. "Von den Kindern | |
kriege ich mehr wieder, als mir Geld geben kann." | |
Und es ist ein Wachstumsbereich. Dank des geplanten Krippen-Rechtsanspruchs | |
im Jahr 2013 werden Kita-Fachkräfte gesucht. Nur ist der Zugang kompliziert | |
(siehe Kasten). Realschüler brauchen fünf Jahre bis zum | |
Erzieher-Zertifikat. | |
Weshalb SPD-Sozialsenator Detlef Scheele im Mai bei einer Kita-Tagung von | |
einer "elend langen Ausbildung" sprach. Es gebe die Absicht, diese zu | |
verkürzen, aber noch keine Ergebnisse, sagt seine Sprecherin Nicole | |
Serocka. "Da gibt es ein dickes Brett zu bohren." | |
10 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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