# taz.de -- Streit der Woche: Muss der Staat Radfahren belohnen? | |
> Durch die globale Erwärmung drohen Katastrophen. Doch die Politik bewegt | |
> sich nur langsam. Für Menschen, die im Alltag etwas tun, könnte der Staat | |
> mehr tun. | |
Bild: Die Schlote des Kohlekraftwerks rauchen - dagegen kommt der einzelne Radl… | |
Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürrekatastrophen. Die globale Erwärmung | |
wird zu heftigen Katastrophen führen, warnt der jüngste Bericht des | |
Weltklimarats. Während der Klimawandel in den Entwicklungsländern immer | |
mehr Menschenleben fordern wird, sollen in Europa zunehmende Hitzewellen | |
enorme Kosten verursachen, prognostizieren die Fachleute vergangene Woche. | |
Es ist zu befürchten, dass sich die Staaten auch auf dem Klimagipfel im | |
südafrikanischen Durban wieder nicht auf ein ehrgeiziges Klimaabkommen | |
einigen können, das eine wirksame Katastrophenvorsorge enthält und die | |
Industrie zu Veränderungen zwingt. Schon deshalb dürfte sich der Blick | |
wieder auf die BürgerInnen richten: Sie sollen doch etwas zum Klimaschutz | |
beitragen. Doch können wir etwas ausrichten, indem wir mehr Strom und | |
Wasser sparen, weniger Fleisch essen und mehr Fahrrad fahren? | |
Mit der Nullemission von CO2 und Feinstaub stehen Radfahrer erst mal als | |
Helden da. Würde ein Berufspendler werktags in die Pedale treten und fünf | |
Kilometer radeln anstatt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, könnte er pro | |
Jahr eine Tonne CO2-Emissionen sparen, schätzt das | |
Bundesverkehrsministerium. Die eigene Gesundheit fördern und Geld sparen | |
würde er ganz nebenbei auch. | |
Über achtzig Millionen Fahrräder gibt es in Deutschland. Weil das Radfahren | |
jedoch häufig auch umständlich und gefährlich ist, zieht der Bundesbürger | |
im Durchschnitt öffentliche Verkehrsmittel dem Fahrrad vor. Doppelt so | |
häufig geht er lieber zu Fuß. | |
Dagegen wird in Dänemark und den Niederlanden mehr als doppelt so oft | |
Fahrrad gefahren als in Deutschland. Womöglich wegen der staatlichen | |
Förderung fahrradfreundlicher Konzepte. Während in Kopenhagen auf allen | |
Hauptverkehrsstraßen eine grüne Ampelwelle für Radfahrer eingeführt wurde, | |
bauen die Holländer ihr Schnellradwegenetz aus. Radfahrer nutzen hier | |
asphaltierte, beschilderte, beleuchtete und häufig mehrspurige Wege. Sie | |
verbinden Orte miteinander, die bis zu zwanzig Kilometer auseinander | |
liegen. | |
Ähnliche Fahrradprojekte sind auch schon in Teilen Deutschlands | |
erfolgreich. Im Münsterland, wo das holländische Konzept der Schnellradwege | |
bereits aufgenommen wurde, steigt ein Bürger dreimal so oft aufs Rad wie im | |
Bundesdurchschnitt. Zum Wohl der Umwelt und der eigenen Fitness - dabei | |
müssen sie sich häufig mit zugeparkten Radwegen, ignoranten | |
Baustellenplanern und dem Gestank der Autos herumärgern. | |
Was meinen Sie: Muss der Staat das Radfahren belohnen? | |
Beziehen Sie Stellung! Wir wählen unter den interessantesten Kommentaren | |
einen aus und veröffentlicht ihn im Wochenendmagazin sonntaz. Der Kommentar | |
sollte etwa 1.200 Zeichen umfassen und mit dem Namen und der Email-Adresse | |
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22 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Philipp Brandstädter | |
## TAGS | |
Verkehrswende | |
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