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# taz.de -- Rücktritt des CDU Justizsenators: "Henkel kam an Braun nicht vorbe…
> Die Braun-Affäre konterkariere das Bild, das CDU-Chef Henkel von seiner
> Partei schaffen wolle, sagt Politologin Reichart-Dreyer. Henkel werde die
> Nachbesetzung des Senatorpostens genau prüfen.
Bild: Ganze elf Tage im Amt: Senator Braun tritt ab
taz: Frau Reichart-Dreyer, war es ein Fehler von CDU-Chef Frank Henkel,
Michael Braun zum Senator zu machen?
Ingrid Reichart-Dreyer: Zehlendorf ist ein mächtiger Kreisverband der CDU.
Braun ist Kreisverbandsvorsitzender. Die Wähler haben sieben Zehlendorfer
ins Abgeordnetenhaus geschickt. Sieben von 39 Fraktionsmitgliedern sind
fast 20 Prozent. Henkel kam an Braun einfach nicht vorbei.
Braun repräsentiert das alte Westberliner CDU-Milieu. Hatte Henkel nicht
behauptet, seine Partei habe sich erneuert?
Für viele Kreisverbände trifft das auch zu. Doch der Landesvorsitzende kann
nicht in die Bezirke hineinregieren. In Steglitz-Zehlendorf ist die
Situation weitgehend stabil geblieben.
Wie meinen Sie das?
Das Denken in Fronten - der Zehlendorfer Kreisverband ist darin sehr
geschult. Aber man darf nicht den Fehler machen und Braun mit Klaus Rüdiger
Landowsky [Ex-CDU-Fraktionschef, d. Red.] zu assoziieren. Braun war
Kreisvorsitzender der Jungen Union der Reformgruppe gegen die Mehrheit.
Worauf sollte Frank Henkel bei dem Nachfolger von Braun achten?
Wenn die Kreisverbände Personalvorschläge machen, ist es eher die Regel,
dass keine Prüfung stattfindet. Das liegt daran, dass das Politikleben in
Berlin von dem Berufsleben weit getrennt ist. Ein Führungszeugnis kann
Henkel ja kaum einfordern.
Ein Führungszeugnis hätte auch bei Braun keinen Sinn gemacht.
Strafrechtlich ist ihm bisher schließlich nichts vorgeworfen worden.
Henkel wird den gleichen Fehler nicht noch mal machen. Er wird sich die
Kandidaten vorher genau ansehen. Aber er muss dabei die großen
Kreisverbände berücksichtigen.
Könnte es sein, dass Henkel den Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses,
Andreas Gram, als Senator aus dem Hut zaubert?
Gram ist auch ein CDU-Altgedienter. Er kommt aus dem Kreisverband
Reinickendorf. Aber Gram und die Reinickendorfer haben ein anderes Umfeld
als die Zehlendorfer CDU. Der Kreisverband repäsentiert eher die mittlere
Mittelschicht.
Den Auftakt der Koalition hat die CDU gründlich vermasselt. Was glauben Sie
- kommt da noch mehr?
Der Start konterkariert, was Henkel in der CDU will. Dass er gleich den
Schnitt macht, spricht für Frank Henkel.
Am Montag morgen hatte Braun noch erklärt, nur die Zuständigkeit für den
Verbraucherschutz abgeben zu wollen.
Alles andere widerspräche auch seinem bisherigen Verhalten.
Was wird Henkel mit Braun machen?
Die Frage ist eher: Was kann Braun mit sich selbst machen? Als Abgeordneten
und Kreisvorsitzenden kann ihn Henkel nicht absetzen. Steglitz-Zehlendorf
hat 2.500 CDU-Mitglieder. Dort brauchen Veränderungen viel mehr Zeit als in
kleinen Kreisverbänden wie in Treptow-Köpenick mit 600 Mitgliedern oder
Neukölln mit 860 Mitgliedern.
Der Zehlendorfer CDU-Kreisverband hält weiterhin zu Braun?
Ich schätze, man wird ihn zögernd dazu bringen, selbst zurückzutreten. Wie
gesagt: Braun hat seine Karriere mühsamst erklommen. Demensprechend schwer
wird es ihm fallen, loszulassen. Er wirkt auf mich sehr ehrgeizig, auf sich
bezogen. Ein bisschen hat sich das gemildert. Aber wer ihn Mitte der 90er
Jahre kennengelernt hat, weiß, wie verbissen er war.
12 Dec 2011
## AUTOREN
Plutonia Plarre
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