# taz.de -- Haushaltsabgabe ab 2013 beschlossen: Bald wird gezahlt, auch ohne F… | |
> Schleswig-Holstein hat als letztes Bundesland der Reform der GEZ-Gebühren | |
> zugestimmt. Ab 2013 muss pro Wohnung bezahlt werden – egal ob es darin | |
> ein Gerät gibt. | |
Bild: Wer keinen Fernseher hat, könnte ihn sich aufmalen - dann macht die Geb�… | |
Über die "Schwarzseher" und ihren Kampf gegen die Späher der GEZ gibt es | |
schon historische Abhandlungen, jetzt werde sie selbst Geschichte. Am | |
Freitagnachmittag hat Schleswig-Holstein als 16. und letztes Bundesland der | |
Reform der Rundfunkgebühren zugestimmt. Und das heißt: Ab 2013 kommt die | |
Medienabgabe, die pro Haushalt fällig wird. | |
Ob man dann Fernseher, Radios oder sonstige Gerätschaften besitzt, die | |
praktisch oder theoretisch zu dem in der Lage wären, was so schön | |
altmodisch "Rundfunkempfang" heißt, ist dann egal. Pro Wohnung wird | |
monatlich der Betrag von 17,98 Euro fällig. Er entspricht der heutigen | |
Fernsehgebühr. Zur Kasse gebeten wird, wer in der Wohnung gemeldet ist oder | |
im Mietvertrag als Hauptmieter steht. WGs müssen künftig auch nur einmal | |
zahlen – das ist zumindest theoretisch bislang anders, weil jedeR mit | |
eigenem Einkommen separat blechen musste. Zweit- und Ferienwohnungen | |
schlagen mit einer auf ein Drittel ermäßigten Gebühr zu Buche. Auch | |
Betriebe und Unternehmen, von denen nach Senderschätzungen heute | |
bestenfalls 40 Prozent ihrer Gebührenpflicht nachkommen, sollen ab 2013 | |
unnachsichtig zur Kasse gebeten werden. Sie zahlen – wie auch Hotels und | |
Pensionen – gestaffelt nach Größe und Mitarbeitern. | |
Wie bei der alten GEZ-Gebühr ist auch bei der Haushaltsabgabe eine | |
Befreiung wegen knapper Kassen möglich: Wer volles BAföG oder Hilfe zur | |
Berufsausbildung bekommt, kann sich befreien lassen, muss aber einen Antrag | |
stellen. Auch Menschen, die auf Hartz-IV angewiesen sind oder eine | |
Pflegezulage beziehen, können sich von der Zahlpflicht befreien. Um nicht | |
gegen entsprechende europäische Richtlinien zu verstoßen, werden dafür | |
künftig Behinderte stärker als bisher zur Kasse gebeten: Auch für Seh- und | |
Hörgeschädigte wird ab 2013 der ermäßigte Beitrag von einem Drittel der | |
normalen Gebühr fällig. | |
## Der Geldsegen drohte zu versiegen | |
Die Systemreform war nötig geworden, weil sich die Streitpunkte mit der | |
alten, gerätebezogenen Gebühr häuften. Da nicht mehr klar abgrenzbar ist, | |
was heute überhaupt ein Rundfunkgerät darstellt, waren zuletzt auch alle | |
internetfähigen Computer und Smartphones offiziell gebührenpflichtig. | |
Daraus ergab sich ein Rattenschwanz an Klagen, der von den zuständigen | |
Gerichten höchst uneinheitlich entschieden wurde. Außerdem bedeutet die | |
neue Haushaltsabgabe mehr Planungssicherheit für ARD, ZDF und | |
Deutschlandradio: Vor allem bei einzelnen ARD-Sendern drohte wegen des | |
demografischen Wandels bei der alten Gebühr der Geldsegen spürbar zu | |
versiegen. Hier verschafft das neue System Erleichterung. | |
Für die ARD freute sich NDR-Intendant Lutz Marmor denn auch auch über die | |
Kieler Entscheidung: "Das ist ein deutliches Bekenntnis zum | |
öffentlich-rechtlichen Rundfunk", sagte Marmor. "Ich danke allen | |
Parlamentariern dafür, dass ihr Votum den Weg freimacht für ein | |
zukunftsfähiges Finanzierungsmodell. Für die allermeisten Gebührenzahler | |
ändert sich durch die Einführung des Rundfunkbeitrags nichts. Darüber | |
hinaus ist die Neuregelung leicht verständlich, einfach und gerecht." | |
Letzteres hatten bis zuletzt vor allem kleinere Betriebe bestritten. Auch | |
bisherige Schwarzseher dürften das anders sehen. Als kleiner Trost bleibt, | |
dass die Gebühren zumindest bis 2015 nicht steigen werden. Die zuständige | |
Gebührenkommission KEF sieht die ersten zwei Jahre mit der Haushaltsabgabe | |
nämlich als Testlauf und will erst dann entscheiden, wie es weitergeht. | |
Spekulationen aus der Politik, die Umstellung auf die Haushaltsabgabe werde | |
den öffentlich-rechtlichen Anstalten über eine Milliarde Euro mehr als die | |
heute gut 7 Milliarden Euro Gebühreneinnahmen in die Kassen spülen, wies | |
die KEF aber zurück. Mehreinnahmen würden ohnehin verrechnet und, falls es | |
sie gibt, die Abgabe entsprechend gesenkt. | |
Auch wenn die alte Gebühr geht, bleibt uns die allseits beliebte GEZ | |
erhalten. Sie soll künftig dann eben die Haushaltsabgabe einziehen und | |
zunächst die Umstellung auf das neue System abwicklen. Dazu wird die GEZ | |
befristet sogar nochmal rund 250 Kräfte zusätzlich einstellen. Sie werden | |
allerdings nicht mehr an der Wohnungstür klingeln und lauschen, ob da | |
irgendwo ein nicht angemeldeter Fernseher läuft. Sondern nur noch | |
Klingelschildchen abschreiben, um zu ermitteln, wer in der Wohnung wohnt. | |
Datenschützer haben schon massiv Kritik geäußert, mit einer | |
Verfassungsklage wird gerechnet. Ändern wird das aber wohl alles nichts | |
mehr. | |
16 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
## TAGS | |
Rundfunkbeitrag | |
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