# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Was für ein Gestopsel | |
> Klingt komisch, ist aber so: Deutsche Fußballer spielen in einer eigenen | |
> Liga, und am Ende gewinnen die Bayern - zum Glück ist der Quatsch bald | |
> vorbei! | |
Damals, als es noch den Euro gab, erzähle ich meiner Enkelin auf dem | |
Nachhauseweg vom Fußballtraining, war die Situation ja reichlich absurd. Es | |
gab einen Wirtschaftsraum oder Gemeinschaftsraum, oder wie wir dieses "EU" | |
genannte Gebilde nennen wollen, das aber nicht funktionierte und das dann | |
im Frühjahr 2012 - ich weiß es noch wie heute - unterging. | |
Was wir aber merkwürdigerweise nicht hatten, war eine Fußballliga für die | |
besten Vereine Europas. Klar, es gab die "Champions League" - aber da | |
spielte man nur alle zwei Wochen. Am Wochenende hingegen ließ man | |
idiotischerweise die Teams der einzelnen Staaten gegeneinander spielen. Da | |
gab es dann so Begegnungen wie Kaiserslautern - Hannover! | |
In der Saison 2011/12 wurde Bayern zum Beispiel "Herbstmeister" in der | |
"Bundesliga". Das ist wie heute auch in der "E-Liga": Meistens ist der | |
Herbstmeister auch am Schluss vorne. Köln hatte im letzten Spiel vor der | |
Winterpause keine Chance, obwohl sie zu elft verteidigten und ein | |
schwieriger, aber genialer Spieler von Bayern schon Mitte der ersten Hälfte | |
vom Platz flog. Aber das spornte die Bayern nur an, die hohle Kölner | |
Defensivnuss zu knacken. | |
Taten sie dann auch, okay, und war auch ganz nett anzusehen. Aber es gab in | |
dieser Zeit einfach zu viele Spiele, wo die Bayern wie beim Handball immer | |
um den mit allen gegnerischen Spielern vollbesetzten Strafraum herumeiern | |
mussten. | |
Das wollte dann irgendwann wirklich niemand mehr sehen. Jetzt, wo wir jeden | |
Samstag gegen Real, Juve und Chelsea spielen, kann man sich das gar nicht | |
mehr vorstellen, dieses Gestopsel. | |
## Bremen war damals noch bewohnt | |
Natürlich gab es eine paar weitere deutsche Vereine, die die eine oder | |
andere Saison mithalten konnten. Dortmund spielte manchmal ganz nett, aber | |
es fehlte natürlich die Substanz, um dauerhaft und in Europa irgendwas zu | |
reißen. | |
Bremen war damals, vor der großen Flut, noch bewohnt, und auch da lief ab | |
und an mal was zusammen. Aber der Rest der Bayernspiele - immer die gleiche | |
Leier gegen Teams, die keinen geraden Ball nach vorn spielen konnten, und | |
Trainer, die immer und ewig nicht "ins offene Messer laufen wollen". Gott | |
sei Dank ist das vorbei. | |
Wir bogen in die "Hertha-Strasse" ein und waren nun fast daheim. H e r t h | |
a s t r a s s e , buchstabierte meine Enkelin langsam - sie lernt das | |
gerade -, wer war eigentlich diese Hertha? Hertha, sagte ich, war ein | |
Spandauer Fußballclub, der mal in der ersten, mal in der zweiten Bundesliga | |
spielte. | |
Der Verein war immer schlecht geführt, aber als dann der Trainer Markus | |
Babbel vorzeitig wegging, lief endgültig nichts mehr. Als Trainer war | |
Babbel ein guter Typ, auch wenn er ein paar Schwierigkeiten hatte, sich | |
klar in der Öffentlichkeit auszudrücken. | |
Hertha hat sich nie von seinem Weggang erholt und sich dann bald selbst | |
aufgelöst. Dann wurde der "FC Solar Berlin" gegründet und mischte die Liga | |
auf. Aber das ist eine andere Geschichte. | |
18 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Ambros Waibel | |
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