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# taz.de -- Konstantin Neven DuMonts neuer Versuch: Was mit Nachhaltigkeit
> Verlegersohn Konstantin Neven DuMont flog 2010 aus dem Familienbetrieb.
> Jetzt startet er sein Online-Nachhaltigkeitsmagazin evidero.de auf eigene
> Faust.
Bild: Jede Jeck is anders: Konstantin Neven DuMont hat jetzt ein Online-Projekt.
"Iss nachhaltig und rette die Welt!" - das passt vielleicht nicht ganz zu
den vielen eher untierfreundlich aufs Schlachtgewicht getunten
Hafermastgänsen, die ab dem 24.12. in deutschen Bratröhren der Hausfrau den
ganz besonderen Weihnachtsstress bescheren. Doch Konstantin Neven DuMonts
kurz vor dem Fest frisch ausgepacktes Online-Nachhaltigkeitsmagazin
evidero.de setzt seinen ersten Schwerpunkt „Essen“ ganz bewusst.
"Nachhaltig informativ" lautet das Motto des neuen Projekts, dass der beim
Familienstammhaus M. DuMont-Schauberg in Ungnade gefallene Verlegersohn aus
der eigenen Tasche finanziert. Wobei das als Miterbe des viertgrößten
deutschen Zeitungsverlags (u.a. Kölner Stadtanzeiger, Express, Berliner
Zeitung, Frankfurter Rundschau) nicht all zu schwer fallen dürfte.
Informativ ist das Ganze durchaus, zumal Mut zu langen Strecken bewiesen
wird: Pro Thema – ein zweiter Schwerpunkt beschäftigt sich logischerweise
mit der Finanzkrise und dem lieben Geld – gibt es mehrere lange Texte, dazu
durchaus brauchbare Grafiken und pro Thema ein magazinig aufgemachtes
Video. Mit Jasmin Pour leistet sich evidero sogar eine eigene Moderatorin,
die derzeit vor allem als Radiostimme (WDR 1live, hr3) bekannt ist. Wobei:
Die Kommentatoren ihres ersten Auftritts im Geld-Video haben recht: Die
Kette muss weg.
Ursprünglich hatte Konstantin Neven DuMont angekündigt, auch in Sachen
Medien bei evidero unterwegs zu sein. Schließlich stand eine
medienjournalistische Kontroverse am Anfang des nicht ganz freiwilligen
Unterfangens: Der heute 42-Jährige hatte sich 2010 erst eine eher bizarre
Kommentar-Posse auf dem Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier sowie
gleich anschließend eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Vater,
Velegerpatriarch Alfred Neven DuMont, geleistete und dabei auch das
DuMont-Management scharf kritisiert.
## Das agitatorische "wir" belehrt uns über unsere Fehler
Am Ende wurde er aus dem DuMont-Vorstand, wo der Verlegersohn
passenderweise für Kommunikation verantwortlich zeichnete, geworfen und als
Herausgeber diverser DuMont-Titel aus deren Impressum gestrichen.
Bislang lässt medienjournalistisches Engagement noch auf sich warten, auch
wenn beispielsweise der Text über "Die Erben der Schweine" mit diesem
Schlenker anfängt: „Ist die Welt bereit für Veränderungen? Während es dem
ZDF schwerfällt, einen Gottschalk-Nachfolger für 'Wetten dass…?' zu finden,
wächst für jedes geschlachtete Rind, Schwein, Huhn etc. sekündlich Ersatz
heran.“ Das wirkt etwas gezwungen, genauso wie das oft bemühte, leicht
agitatorische "wir" in vielen Texten, das uns belehrt, was wir alles falsch
machen.
Den guten Willen in Ehren, aber hier täte etwas mehr Distanz gut. Wobei die
grundsätzliche Haltung von evidero schwer in Ordnung geht, und die Zahl der
Rechtschreibfehler noch knapp die auf taz.de toppt. Ein Weihnachtsgeschenk
hat sich Konstantin Neven DuMont in jedem Fall unter den garantiert
nachhaltig gewachsenen Baum gelegt – und es allen bewiesen, die meinten,
nach seinem Ausstieg aus Väterchens Verlag kriege er erst recht nichts mehr
hin.
22 Dec 2011
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Medienkrise
Frankfurter Rundschau
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