# taz.de -- Sicherheitslücke im Wlan-Router: Gut gemeint, schlecht gemacht | |
> Die "WPS" genannte Technik soll das Einrichten von Wlan-Routern | |
> stressfrei gestalten. Doch damit holt man sich eine Sicherheitslücke aufs | |
> Gerät. Experten raten zum Abschalten. | |
Bild: Hackt sich gerade einer rein? Wlan-Router. | |
KÖLN taz | Das Funknetz zu Hause oder am Arbeitsplatz zu konfigurieren ist | |
für die meisten in etwa so angenehm wie die Steuererklärung: Kryptische | |
Abkürzungen wie "WPA-TSK" oder "DHCP" wollen gemeistert sein, man muss auf | |
allen Geräten ein möglichst kompliziertes Passwort eingeben und nachher | |
funktioniert das Einloggen doch nicht, weil man sich vertippt hat, der | |
Funkkanal vom Nachbarn überstrahlt wird oder warum auch immer. | |
Um diesen Missstand zu beheben, hatte sich die Industrievereinigung | |
WiFi-Alliance im Jahr 2007 auf eine gemeinsame Lösung mit dem beruhigenden | |
Namen "Wi-Fi Protected Setup" – kurz: WPS – geeinigt, die die Handhabung | |
der Router einfacher machen sollte. Statt wirklich zu verstehen, wie ein | |
Router funktioniert, muss man nur einen Knopf drücken oder einen | |
Nummerncode ablesen und die Netzwerkgeräte konfigurieren sich quasi von | |
selbst. | |
Doch gut gemeint ist zuweilen das Gegenteil von gut gemacht. Der | |
österreichische Informatik-Student Stefan Viehböck hat sich die WPS-Technik | |
genauer angesehen und kam zu einem vernichtenden Ergebnis: "Schlechtes | |
Design trifft hier auf eine armselige Umsetzung", lautet sein Fazit. | |
Viehböck hat seine Ergebnisse | |
[1][//sviehb.files.wordpress.com/2011/12/viehboeck_wps.pdf%E2%80%9C:nun im | |
Internet veröffentlicht hat] und damit für Aufsehen gesorgt. Das | |
Computer-Notfallzentrum der USA (US-Cert) gab bereits eine öffentliche | |
Warnung für die meisten gängigen Router heraus. | |
## Einfache Fehler mit katastrophaler Wirkung | |
Viehböck fand gleich zwei grundlegende Fehler. Fehler Nummer eins: Die | |
Router geben bei einem falsch eingegebenen Passwort Hinweise auf die Art | |
des Fehlers preis. Kommt die Fehlermeldung schnell, ist der Fehler in den | |
ersten zwei Ziffern. Dauert es etwas länger, stimmt die zweite Hälfte des | |
Nummerncodes nicht. | |
Das klingt nach nicht viel, erleichtert das Knacken aber fundamental: denn | |
statt 100 Millionen Kombinationen muss der Einbrecher nur zwei Mal 10.000 | |
Pins durchprobieren. Dank eines weiteren Designfehlers lässt sich die Zahl | |
sogar auf 11.000 reduzieren. | |
Fehler Nummer zwei: Die Router akzeptieren quasi unbegrenzt neue | |
Kombinationen, bis ihnen endlich die richtige Nummer gegeben wird. Anders | |
als etwa am Geldautomaten, wo nach ein paar Eingaben die Karte im Schacht | |
verschwindet, kann ein Eindringling am Router lustig weitertesten. Mit | |
einem kurzen Programm lässt sich die Nummernsuche automatisieren. | |
Viehböck ist nicht der erste, der auf die Schwachstellen stieß. Die | |
US-Firma Tactical Networks Solutions hat sogar schon ein Jahr lang an einer | |
kommerziellen Software gearbeitet, die die WPS-Lücken auszunutzt. Nach der | |
Veröffentlichung Viehböcks wurde die Software als Open-Source freigegeben. | |
"Wenn sich unten am Router ein Aufkleber mit einer PIN befindet, dann ist | |
das Gerät mit hoher Wahrscheinlichkeit verwundbar", sagt Viehböck im | |
Gespräch mit taz.de. | |
## Unentdeckte Mitsurfer sind ein Risiko | |
Die Folge: ein Angreifer kann bei aktiviertem WPS in wenigen Stunden den | |
Verschlüsselungsschutz brechen und so die Internetverbindung des | |
Router-Besitzers unentdeckt mitnutzen. Wenn der Angreifer beispielsweise | |
Filme oder Musik herunterlädt, kann dies für den Anschlusseigentümer teuer | |
werden – Gerichte gehen dann von einer Mitstörerhaftung des | |
Anschlussinhabers aus, der seinen Router vor unbefugtem Zugriff sichern | |
muss. | |
Noch schlimmer, wenn strafbare Inhalte von dem Internetanschluss verbreitet | |
werden – zwar sind die Anschlussinhaber juristisch dann nicht direkt | |
haftbar, sie müssen aber mit Wohnungsdurchsuchungen oder Beschlagnahmung | |
der Computer rechnen. | |
Als Sofortmaßnahme empfielt Viehböcks die WPS-Funktion abzuschalten – | |
sofern das der Router überhaupt zulässt. Wie viele Router in Deutschland | |
betroffen sind, ist unklar. Zwar verfügen die Geräte, die von den Providern | |
Deutsche Telekom und 1&1 ausgeliefert werden die WPS-Funktion, sie ist aber | |
von Hause aus deaktiviert. Anders beim Provider Vodafone: Bei der "Easybox" | |
ist WPS Viehböck zufolge aktiviert und kann so ungebetenen Gästen schnellen | |
Zugriff bieten. | |
Gegenüber taz.de bestätigt der Router-Hersteller Buffalo, dass die eigenen | |
Geräte von der Attacke betroffen sind. "Generell ist es so, dass dieser | |
Standard eine Schwäche hat. Aber wenn man als Hersteller kompatibel sein | |
will, dann muss man diese Schwächen in Kauf nehmen", erklärt das | |
Unternehmen gegenüber taz.de. Immerhin können die Besitzer dieser Router | |
die WPS-Funktion wieder deaktivieren. | |
30 Dec 2011 | |
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## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
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