# taz.de -- Kommentar Volksgesetzgebung: Diktatur der Querulanten | |
> Der Kompromiss zwischen der Bürgerschaft und dem Verein Mehr Demokratie | |
> hat viele gute Aspekte und einen Schwachpunkt: Es wird weiterhin keine | |
> Quoren geben. | |
Bild: Symbol für den Wunsch nach mehr Bürgerbeteiligung: Der Protest gegen St… | |
Die bevorstehende Einigung zwischen der Bürgerschaft und dem Verein Mehr | |
Demokratie ist ein Kompromiss mit vielen guten Aspekten und einem | |
Schwachpunkt. Auch künftig wird es bei bezirklichen Bürgerentscheiden kein | |
Mindestquorum für Abstimmungsbeteiligung oder Zustimmung geben. Das ist ein | |
eklatanter Mangel für die Legitimation von Bürgerentscheiden. | |
Positiv ist, dass die Regeln präziser und juristisch verlässlicher werden. | |
Die Vereinbarung enthält etwa ein Dutzend sinnvoller Neuerungen. Die | |
Einführung von Quoren indes hat Mehr Demokratie verhindert. Und das ist aus | |
Sicht des Vereins nur zu verständlich. | |
Zu groß ist die Befürchtung, Bürgerentscheide könnten an mangelnder | |
Beteiligung scheitern. Das ist nahe liegend angesichts von Referenden, an | |
denen kaum jemand teilnahm. Wenn aber ein Thema von so geringem Interesse | |
ist, ist es eben keines. | |
Dieses sinnvolle Instrument der Bürgerbeteiligung darf nicht zur Diktatur | |
der Querulanten führen. Ohne ein Minimum an demokratischer Legitimation | |
entwerten Bürgerentscheide sich selbst. | |
Die direkte Demokratie ist eine Ergänzung der repräsentativen Demokratie, | |
nicht deren Aushebelung. Sie ist notwendig zur Kontrolle der Mächtigen. | |
Kontrolliert werden müssen aber auch die Kontrolleure. | |
6 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Stuttgart 21 | |
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