# taz.de -- Kommentar Schulwahl: Aussieben ist keine Lösung | |
> Die Anmeldung nach Schulweglänge verhindert soziale Auslese durch die | |
> Schulen, löst aber nicht alle Probleme. | |
Für einige Eltern stellt die diesjährige Anmelderunde eine besondere Härte | |
dar. Gab es vier Jahre lang im Rahmen des Schulversuchs eine gute Chance, | |
sein Kind an weiter entfernten Reformschulen anzumelden, ist dies nun nur | |
noch möglich, wenn die Kinder vor Ort versorgt und Plätze frei sind. | |
Die Entscheidung, diese Ausnahmeregel nicht zu verlängern, war richtig. Um | |
es klar zu stellen: Wir reden hier über eine Hand voll Schulen. Nur sie | |
durften die Hälfte der Kinder nach eigenen Kriterien auswählen. | |
Würde dieses Verfahren in die Fläche übertragen, hätte dies unkalkulierbare | |
Folgen. Die Gefahr ist auf Dauer zu groß, dass sich einige Schulen die | |
Rosinen rauspicken und andere das Nachsehen haben. Und dass manche Kinder | |
nicht mal mehr an der Stadtteilschule nebenan erwünscht sind, weil ihre | |
Leistungen nicht passen. | |
Und doch hat der Schulsenator ein Grundproblem nicht gelöst. Damit | |
Unterricht an Stadtteilschulen gut funktioniert, ist eine gute | |
Leistungsmischung nötig. Doch eine Lizenz zum Aussieben, wenn auch nur bis | |
Klasse 6, haben nach wie vor nur die Gymnasien, deren Anteil Jahr für Jahr | |
steigt. Hier steckt die Politik in einem Dilemma. | |
Harte Lösungen, wie eine Verknappung der Gymnasiumsplätze, sind nicht | |
durchsetzbar. Im Idealfall melden Eltern Kinder mit guten Noten lieber an | |
der Stadtteilschule an, weil sie die bessere Pädagogik bieten. Gegen eine | |
solche Wander-Bewegung hat niemand etwas. Man könnte ganz pragmatisch | |
vorgehen und diesen Schulen erlauben, ihre Kapazitäten zu erweitern. | |
8 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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