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# taz.de -- AUSLÄNDERBEHÖRDE: Amt ist weiter Servicewüste
> Noch immer kommt es im Stadtamt zu extremen Wartezeiten. Die neue
> Leiterin verweist auf den "elektronischen Aufenthaltstitel" - und
> Personalknappheit
Bild: Lange warten muss noch immer, wer mit der Bremer Ausländerbehörde zu tu…
Eine Stunde steht der Nigerianer Osaren B. (Name geändert) in der Schlange
im Foyer der Bremer Ausländerbehörde. Am Ende bekommt er ein Kopfschütteln.
"Bis Ende Februar geht gar nichts mehr", sagt die Mitarbeiterin in dem
kleinen Glaskasten. An der Tür wird es laut. Es ist Punkt 12 Uhr, die Zeit,
in der man sich zur Terminvergabe anstellen kann, ist vorbei. Eine Handvoll
zu spät gekommener will dennoch rein, doch die Wachmänner, die sich
rechtzeitig an der Eingangstür postiert hatten, lassen sie nicht mehr
durch.
Auch B. diskutiert, er hat sich extra einen Übersetzer mitgebracht und will
zu einer Sachbearbeiterin vorgelassen werden. Ohne den Stempel in seinem
neuen Pass kann er nicht nach Arbeit suchen, sagt er. "Sie können
versuchen, Montags, Mittwoch oder Donnerstags um sechs Uhr zu kommen.
Vielleicht kriegen Sie kurzfristig eine Wartemarke." Sicher sei dies aber
nicht. "Gestern zum Beispiel wurde gar keine rausgegeben. Wir haben zu viel
abzuarbeiten." B. nickt.
Seit Jahren ist bekannt, dass es in der Ausländerbehörde zu teils enormen
Wartezeiten kommt. Besonders für Geduldete, die sehr häufig dorthin müssen,
sind die Besuche auf dem Amt überaus zäh. Nach dem Umzug aus den alten
Räumlichkeiten in der Pfalzburger Straße, wo es besonders schroff zuging,
in das neue Stadtamt in der Stresemannstraße haben sich die Modalitäten
zwar gebessert. Doch von der "Visitenkarte", die das Amt laut
Koalitionsvertrag werden soll, kann keine Rede sein.
Am Mittwoch stellten Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) und die neue
Stadtamts-Leiterin Marita Wessel-Niepel einen Bericht zur Situation in der
Ausländerbehörde vor. In eine "Servicestelle für Aufenthalt und
Einbürgerung" soll Wessel-Niepel die Behröde verwandeln - das hatte sich
Mäurer am Vortag gewünscht, als er Wessel-Niepel offiziell ins Amt
einsetzte.
Die verwies in der Deputation auf Personalmangel. Rund 47 Vollzeitstellen
stehen ihr derzeit zur Verfügung - 2009 waren es noch 57. Das Loch sei
schwer zu stopfen: Für drei vakante Stellen habe sie nur eine einzige
Bewerbung erhalten. Der Senatsbericht verweist zudem auf zusätzliche Arbeit
durch den neuen "elektronischen Aufenthaltstitel". Ab Januar aber werde vor
allem im Bereich der Aufenthaltstitel aufgestockt um die "nicht
vertretbaren Wartezeiten zu reduzieren."
"Der elektronische Aufenthaltstitel ist nicht vom Himmel gefallen", sagt
die Linken-Fraktionsvorsitzende Kristina Vogt. "Der wurde schon im Februar
2011 beschlossen, da hätte man früh gegensteuern können." Im übrigen
spreche es nicht für die Behörde, dass offenbar "niemand dort arbeiten
wolle".
"Wir kennen die Probleme," sagt die grüne Abgeordnete Zarah Mohamadzadeh.
Sie will abwarten, was Wessel-Niepel in der nächsten Zeit vorantreibt.
Für Marc Milies vom Bremer Flüchtlingsrat ist die Ursache für die weiterhin
langen Wartezeiten klar: Die Kettenduldungen. "Wenn die Ausländerbehörde
nicht so viele Leute in der Duldung ließe, hätte sie auch weniger zu tun,"
sagt Milies. Erst vor einigen Tagen veröffentlichte der Senat Zahlen, denen
zufolge es rund 1.940 Geduldete in Bremen gibt. Etwa drei Viertel sind
langjährig Kettengeduldete.
12 Jan 2012
## AUTOREN
Christian Jakob
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